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Horror vacui

Ihr Name stammt aus dem Arabischen und bedeutet „die Liebliche“. Die Römer indes hatten andere Assoziationen. Sie nannten die Giraffe camelopardalis, weil sie sie für eine Mischung aus Kamel und Leopard hielten. Die erste Giraffe in Europa ließ Julius Caesar 46 v. Chr. nach Rom bringen. Doch nicht nur bei Tierschauen im Kolosseum war die Giraffe manchmal zu sehen, auch am wolkenlosen Nachthimmel läuft sie, allerdings erst seit der Renaissance, herum. Der niederländische Kartograf Petrus Plancius führte das Sternbild Camelo- pardalis im Jahre 1612 ein, offensichtlich, um die vermeintliche „Lücke“ am Himmel zu schließen.

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Wahn und Magie

Nicht nur Magensteine, auch Rhinozeroshorn, Natternzunge (fossiler Haifischzahn) und Koralle sollen gegen Gift geholfen haben. Darauf hat wiederum Kaiser Rudolph in Prag vertraut und dank seines gut gefüllten Portemonnaies sich diese Materialien auch in hochkünstlerische Form bringen lassen. Besonders markant am Pokal aus Rhinozeroshorn aus dem Jahre 1611 sind die gewaltigen Hauer eines Warzenschweins während am Fuße Naturabgüsse von Käfern und Insekten herumkrabbeln – aus den kunstfertigen Goldschmiedewerkstätten aus Nürnberg sind sie eigens für den Pokal geliefert worden. Bewundern kann man das Stück heute im Kunsthistorischen Museum in Wien.

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Heumahlzeit in der Kaiserpfalz

Erstaunt war ganz Aachen über den weißen Elefanten Abul Abbas. Als Geschenk des legendären Kalifen Harun ar-Raschid aus Bagdad an Karl den Großen trottete das Rüsseltier am 20. Juli 802 durch die Straßen der Kaiserstadt. Acht Jahre lebte Abul Abbas in Aachen, von seinem Kaiser geliebt, der ihn gern auf Reisen mitnahm, um allseits seine Macht zu demonstrieren. Exotische Tier-Geschenke wie Abul Abbas waren bei Hofe auch nach Karl dem Großen in Mode. So erhielt Fürst Lorenzo de Medici 1486 als Geschenk des Mamluken-Sultans Kait-Bay eine Giraffe. Das Tier sorgte bei seiner Ankunft in Florenz für großes Aufsehen. Für Papst Leo X. war 1515 ein indisches Panzernashorn als Geschenk bestimmt. Da es noch während des Transports starb, konnte der Papst sein exotisches Präsent später nur in ausgestopfter Form entgegennehmen.

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Der Stab des Äskulap

Die bis zu 2 Meter lange ungiftige Äskulapnatter Zamenis longissimus wickelt sich um den Stab des griechischen Gottes der Heilkunst, dem sie ihren Namen verdankt. Der Äskulapstab dient auch heute noch als Symbol der Mediziner. Steht der Stab zwischen den „Schenkeln“ des Großbuchstabens „V“, so ist das ein Symbol der Veterinärmediziner. Bei den Apothekern und Pharmazeuten windet sich die Äskulapnatter um den Schaft einer Trinkschale. Dabei handelt es sich um die Schale der Hygieia, einer Tochter des Asklepios. Weil Coronis dem Gott Apollo untreu geworden war, tötete dieser sie, rettete aber das noch ungeborene Kind. Apollo brachte den Knaben zum weisen Centauren Cheiron, der ihn in der Heilkunst unterrichtete. Asklepios verfeinerte die Kunst seines Lehrmeisters weiter und wurde darin so vollkommen, dass er es schaffte Tote wieder zum Leben zu erwecken. Über diese Fähigkeit war der Göttervater Zeus so erzürnt, dass er ihn mit einem Blitz in die Unterwelt schleuderte.

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In vino veritas

Zu viel Alkohol hatte Noah getrunken. Berauscht legte er sich in sein Zelt, wo ihn die Söhne unbekleidet schlafend fanden. Diese unangenehme Episode ist ebenfalls in der Genesis nachzulesen. Nach Verlassen der Arche hatte sich Noah um die Kultivierung des getrockneten Landes bemüht und auch einen Weinberg bearbeitet – mit beschriebenen Folgen. In den Hochkulturen des Nahen Ostens wurde Wein schon mehrere Jahrtausende vor Christus angebaut und gelangte über Griechen und Etrusker mit den Römern in den deutschsprachigen Raum. Das Grabmahl des Naht im ägyptischen Theben zeigt die Bedeutung des Getränks zu jener Zeit, die Wände sind mit unzähligen Weinreben bemalt.

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Meeresbiologie

Bis ins frühe 17. Jahrhundert zeichneten Kartographen auch sagenhafte Meerungheuer und Riesenfische auf ihre Karten. Zum Beispiel sollten die Abbildungen die Seeleute tatsächlich vor diesen Tieren warnen, die laut den abenteuerlichen Erzählungen in den Weltmeeren ihr Unheil trieben. Die Gemälde dienten aber auch rein künstlerischen Zwecken, waren pure Dekoration oder wiesen auf die malerischen Fertigkeiten des Kartographen hin. Doch wie stellte man sich diese Meeresbewohner vor? Als Anhaltspunkt benutzte man die einfache Regel des römische Gelehrten Plinius des Älteren: „ … dass die gewöhnliche Meinung stimmen mag, dass alles, was in irgendeinem Teil der Natur entsteht, auch im Meer vorkommt“ – jedes Tier an Land hat demnach ein Pendant im Meer. Löwengesichter, Wolfsschnauzen, Elefantenrüssel und vieles mehr von Landtieren wurde dort der maritimen Fauna angedichtet und angezeichnet.

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Gipfelstürmer

Laut Genesis hörte nach 150 Tagen der große Regen auf, die Wasser fielen und die Arche ließ sich auf dem Gebirge Ararat nieder, was nicht nur für einige Wüstentiere recht unangenehm gewesen sein dürfte. Die höchste Stelle des in der Türkei liegenden Berges beträgt etwa 5165 Meter, seine Spitze ist immer mit Schnee bedeckt. Das jedoch hat zahlreiche Forscher nicht abgehalten, genau dort die Arche Noah zu suchen und damit den Bibelbericht wörtlich zu nehmen. Der französische Amateurforscher Navarra zum Beispiel brachte drei Holzklötze mit. Es könne sich nur um Balken der Arche handeln, was er mit Institutsproben untermauert wissen will. „Ich fand die Arche Noah“, so der Titel seines 1955 veröffentlichten Buchs, eine große Inszenierung, auf die auch Herr Däniken hereinfiel. Auf den Ararat geschafft hat es aber die Arche tatsächlich im Wappen Armeniens wie zuvor im Staatswappen der Armenischen SSR.

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Tierliebe

Eine antike Berühmtheit war Bukephalos, das Pferd Alexanders des Großen. Es hieß sogar, es könne sprechen. Das Pferd galt als unreitbar – Alexander aber erkannte, dass sich der Hengst vor dem Schatten von Pferd und Reiter fürchtete, drehte ihn so, dass er den Schatten nicht sehen konnte und konnte das Tier problemlos besteigen. Dafür trug ihn Bukephalos von Makedonien aus 5000 Kilometer bis nach Indien und rettete seinem Herrn mehrfach das Leben. In der letzten großen Schlacht Alexanders aber ertrank der Hengst in einem Fluß. Ihm zu Ehren gründete Alexander auf dem Schlachtfeld die Stadt Alexandreia Bukephalos, das heutige Jhemal in Pakistan, ließ für den Hengst ein Mausoleum errichten und beerdigte ihn prunkvoll.

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Biblische Schreinerei

Fast 80 Mal wird die Zeder in der Bibel erwähnt. Der hohe und schöne Baum steht für Stärke und Stabilität. König Salomo beispielsweise nutzte Zedern ausgiebig beim Bau des Tempels, unter anderem ließ er den Innenraum mit Zedernholz vertäfeln. Nicht ganz einig scheinen sich die Bibelübersetzer über das Holz der Arche. Es war ein Nadelgehölz, zur Auswahl stehen in den Texten Tanne, Zypresse und Zeder. Tatsächlich verwendeten schon die Phönizier, aber auch die alten Ägypter die libanesische Zeder zum Schiffbau und vielleicht hielt auch Noah sie für sein imposantes Schiff als geeignet. So bedeutend war der Baum, dass er die Flagge des heutigen Libanon ziert.

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Wetterhahn

„Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen“, spricht Jesus zu seinem Jünger Petrus, und leider verriet ihn Petrus bis zum Morgengrauen tatsächlich genau drei Mal. Sich nicht nach dem Winde zu drehen und standfest zu bleiben, könnte die Mahnung sein, die als Hahn jetzt von den Kirchen schaut. Eine erste bekannte Erwähnung des Hahns als Wetterfahne stammt bereits aus dem 9. Jahrhundert aus Brescia. Bischof Rampertus hatte ihn aus Bronze gießen und auf den Kirchturm setzen lassen. Das weithin sichtbare Tier könnte aber auch für Christus selbst stehen als Sieg des Lichts über die Dunkelheit. Bei den Römern war der Hahn dem Lichtgott geweiht, die Germanen verehrten einen goldenen Hahn im „Weltenbaum“.

 

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Himmlische Klänge

Wohl ebenso friedlich wie um die Arche scharten sich die wilden Tiere auch um Orpheus, der mit dem Klang der Lyra seinen Gesang begleitete. Von Apollon, dem Gott der Musik, bekam er dieses antike Zupfnstrument geschenkt. Unter den Sängern galt Orpheus als der Beste; er betörte Götter, Menschen, Tiere, Pflanzen und Steine. Die Bäume neigten sich ihm zu, wenn er spielte und selbst die Felsen weinten angesichts seines schönen Gesangs. Nach seinem Tod wurde die Lyra als Sternbild an den Himmel versetzt.

 

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Seelenkunde

Auf die trübe Vergänglichkeit hat der Schmetterling eine sehr beruhigende Antwort – die Auferstehung. In diesem Sinne ist er auf vielen Grabsteinen des 18. und 19. Jahrhunderts zu finden – in der christlichen Symbolik steht die Raupe für das Leben, die Puppe für den Tod und der Schmetterling für die Auferstehung. Als ein Symbol für die Seele gibt es Darstellungen des Schmetterlings aber schon im alten Ägypten. Während das altgriechische Seelentier als Nachtfalter gedacht wurde, nimmt in hellenistischer Zeit der Tagfalter symbolische Bedeutung an und findet Aufnahme in Aphrodites Gefolge; die von Amors Liebe erfasste Psyche wird meist mit Schmetterlingsflügeln dargestellt.

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Düsteres Zwischenspiel

…. Was jetzt noch prächtig blüht, soll bald zertreten werden.
Was jetzt so pocht und trotzt, ist morgen Asch’ und Bein …
(aus einem Sonett des barocken Dichters Andreas Gryphius)
Vanitas-Symbole sollen an die Vergänglichkeit des Lebens und der irdischen Güter erinnern. Blumen wurden seit dem 16. Jahrhundert immer wieder als Vergänglichkeitssymbole verwendet, manchmal auch mit anderen Vergänglichkeitsattributen wie dem Schädel oder der Sanduhr. Ihr Leben ist kurz, vergleichbar mit dem Leben eines Menschen. Auch der Maler Savery hat sich mit dem Vanitasgedanken befaßt, im Gemälde von der Sintflut liegen Schädel und Knochen rechts im Wasser.

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Gilgamesch

… dann aber brachte der Ostwind die Sintflut. Wie ein Schlachtengemetzel ging die Wucht der Flut über die Menschen hinweg…
Es war eine Sensation, als der britische Assyrologe Smith im Jahr 1872 das Tontafelbruchstück mit dem babylonischen Sintflutbericht entzifferte. Bei Ausgrabungen in der alten assyrischen Hauptstadt Ninive unweit von Mosul war es gefunden worden. Dieser Bericht von der Sintflut ist Teil des berühmten Gilgamesch-Epos und damit älter als die Schilderung der Flut im Alten Testament. In der Sprache der alten Babylonier, die dem Hebräisch der Bibel nahe verwandt ist, richtet Uta-napischti, ein mesopotamischer Noah, das Wort an Gilgamesch, den König der Stadt Uruk und offenbart ihm die Geschichte vom Weltengericht der Sintflut. Die Keilschriftzeichen hier bilden den Namen Gilgamesch.

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Gegengift aus Stein und Haaren

Sogar bei Harry Potter kann man über Bezoare als Heil- und Wundermittel lesen. Bezoare sind Magensteine der asiatischen Bezoarziege oder des südamerikanischen Lamas. Wohl gibt es auch Bezoare von anderen Tieren, doch wurde diesen weniger Wert beigemessen. Das Wort kommt aus dem Persischen und bedeutet Gegengift. Im 12. Jahrhundert kam der Bezoar über Spanien aus der islamischen in die europäische Medizin. Gerieben und in kleinen Mengen einer Flüssigkeit beigefügt, galt der Bezoar im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit als Mittel gegen Vergiftung, Epilepsie, Pest und Melancholie. Der Bezoar konnte aber auch nur in die Flüssigkeit getaucht werden, wozu er eine kostbare Fassung erhielt. Mit kostbaren Goldschmiedearbeiten versehen, stellten Bezoare nicht nur wichtige medizinische Mittel, sondern auch wertvolle Fürstengeschenke dar. Von Rudolf II. ist bekannt, dass er Bezoare als Mittel gegen die Melancholie schätzte, ständig in Angst vor Giftanschlägen, hielt er den Stein auch deshalb für überlebenswichtig.

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Echte Löwen im Goldenen Prag

Der Habsburger Kaiser Rudolf II. (1552-1612) in Prag übernahm von seinem Vater die Menagerien, die kaiserlichen Tiergärten. Der Kaiser „sammelte“ Wildtiere wie Löwen, Leoparden, Geparden, Bären und Zibetkatzen. Ausgewiesene kostbare Exemplare ließ er von seinen Hofmalern Jacob Hoefnagel und Roelant Savery malen und zeichnen. Das universale Sammeln des Kaisers war ausgerichtet auf alle ihm erreichbaren Tierarten, sei es als lebende Exemplare, als Bälge, Skelette und Präparate oder in Form von Zeichnungen und Enzyklopädien. Seine Gärten mit exotischen Tieren und kostbaren Pflanzen waren Bestandteil eines Universalmuseums und eine Anspielung auf den Garten Eden.

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Helm ohne Ritter

… Ein Casuarius ist ohngefähr so groß wie eine Ziege. Auf dem Kopf hat er ein Schild von Horn … Er verschlucket Eisen, Blei und glühende Kohlen wie ein Vogel Strauß. Es gehet aber alles wieder ganz von ihm, nur daß die Kohlen bei ihm verlöschen. Er kann sehr geschwind laufen und tritt mit den Füßen hinterwärts, wenn ihm etwas getan wird. (aus: Die wundersamen Reisen des Caspar von Schmalkalden nach West- und Ostindien 1642-1652)
1597 gelangte der erste Helmkasuar auf einem holländischen Handelsschiff aus Java nach Europa – er war der erste seiner Art in Europa und wurde über Umwege in die Menagerie Kaiser Rudolfs II. in Prag überführt. Gemalt hat ihn Kaiser Rudolphs Hofmaler Savery, auf dessen Gemälde dieser Kalender zurückgeht, gleich mehrfach. Zu finden ist der Helmkasuar hier etwa unterhalb des Berges Ararat.

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Tierischer Speiseplan

„… Da allein der Elefant täglich je 40 kg Heu, 11 kg Rüben mit Karotten, je 1 kg Hafer und Gerste, 1 kg Weizenkleie, das Kamel 8 kg Heu, 2 kg Melasse, 1 kg Gerste,1 kg Rüben verbraucht, und ein Tiger oder Löwe täglich 7 kg Fleisch verzehrt, kann man sich wohl schon eine Vorstellung von der Riesenmenge verschiedenster Lebensmittel machen, die in einem großen Zoo täglich verbraucht werden.“

Diese Angaben stammen aus dem Prager Zoo im Jahre 1961.

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Vogeljagd

Wegen seiner prachtvollen langen Schwanzfedern wurde der Quetzal-Vogel gejagt. Da die Tolteken und nach ihnen die Azteken in Mexiko den Vogel als Gottheit verehrten, wurde er jedoch nicht getötet. Die Vögel wurden gefangen und die langen Oberschwanzdecken wurden ausgerissen. Wer einen Quetzal tötete, wurde mit dem Tode bestraft.
Seine scharlachrote Brust auf dem sonst vollkommen grünen Federkleid erhielt er nach der Eroberung des Reiches der Quiché durch den spanischen Conquistador Pedro de Alvarado in den Jahren 1524–1525. Der Quetzal soll im Blut des ermordeten letzten Königs gebadet haben. Er gilt seither als Symbol für die Trauer um diesen letzten König und den Verlust der Freiheit des Volkes.
Der mit den grünen Federn und Goldplättchen geschmückte Kopfschmuck ist bekannt als Federkrone des aztekischen Herrschers Montezuma, wurde aber nicht von ihm sondern von aztekischen Priestern bei Ritualen getragen. Heute befindet sich die Federkrone im Weltmuseum in Wien.

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Höfisches Trampeltier

Vermutlich ist es ein Trampeltier, auf dem der Paukenschläger zum Geburtstag des indischen Großmoghuls Aureng-Zeb reitet.  Aureng-Zeb, der sagenumwobene Zeitgenosse Augusts des Starken, regierte von 1658 bis zu seinem Tod 1707 über den gesamten indischen Subkontinent. Ehemals 5223 Diamanten, 189 Rubine, 175 Smaragde, 53 Perlen, zwei Kameen und ein Saphir verarbeitete der Goldschmied Johann Melchior Dinglinger mit seinen Brüdern im Kabinettstück des indischen Hofstaates, heute eine der Hauptattraktionen im Grünen Gewölbe in Dresden. Damals wurde es mit 58.485 Talern August dem Starken in Rechnung gestellt. Trampeltiere leben in Zentralasien und besitzen zwei Höcker, ihre in Arabien beheimateten Verwandten heißen ganz korrekt Dromedare und haben nur einen. Entgegen der landläufigen Ansicht speichern die Höcker nicht Wasser sondern Fett. Ist das Kamel gut genährt, wie dieses höfische Exemplar, sind die Höcker prall gefüllt, hängen sie schlaff herunter, sind die Fettreserven aufgebraucht.

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Ozeanriese

Mach dir einen Kasten von Tannenholz und mache Kammern darin und verpiche ihn mit Pech innen und außen. Und mache ihn so: Dreihundert Ellen sei die Länge, fünfzig Ellen die Breite und dreißig Ellen die Höhe. Ein Fenster sollst Du daran machen obenan, eine Elle groß. Die Tür sollst du mitten in seine Seite setzen. Und er soll drei Stockwerke haben, eines unten, eines in der Mitte, das dritte oben.
1. Mose 6.14-17

Kein Schmuckkästchen, ein handfester Kasten ist das, was Noah auf Gottes Gebot zimmert. Und so bedeutet arca in der Übersetzung aus dem lateinischen Text tatsächlich Kasten. Das schwimmfähige Ding müßte diesen Angaben in der Bibel gemäß fast 40 000 Kubikmeter gefaßt haben und wäre fast halb so lang gewesen wie der Ozeandampfer Queen Elizabeth 2. Im 15. Jahrhundert verfasste Bischof Alonso Tostando eine detaillierte Beschreibung des Innenlebens der Arche, wobei er auch die Kotentsorgung und die Frischlufzirkulation berücksichtigte. Der bekannte Geometriegelehrte Johannes Buteo berechnete im 16. Jahrhundert die Innenmaße des Schiffes und bedachte auch, dass genügend Raum für Getreidemühlen und Backöfen an Bord sei.