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Alles fließt

Jeder Lagerboden verfügte über zwei Luken. Eine Luke öffnete sich zur Straße, die andere zu einem Fleet. So konnten die Waren mit einem Fuhrwerk, mit einem Lastwagen oder mit der Schute an- und ausgeliefert werden. Die Speicherstadt wird von sechs Fleeten durchzogen. Die niederdeutsche Bezeichnung „Fleet“ ist, man ahnt es, mit den Worten „fließen“ und „Fluss“ verwandt. Die Fleeten dienten als Transportweg wie auch als Müllkippe, waren Kanalisation und Wasserreservoir zugleich. Im Gegensatz zu einem künstlich angelegten Kanal, wurde der Wasserstand in den Fleeten Hamburgs anfangs nicht durch Schleusen geregelt, sondern schwankte mit der Tide. Dadurch kam es zu Schlickablagerungen. Deren Beseitigung war Aufgabe der Fleetenkieker. Diese mußten gewährleisten, dass für Frachtkähne und Schuten eine ausreichende Wassertiefe zur Verfügung stand. Fleetenkieker hießen später aber auch Leute, die bei Ebbe nach verwertbarem Müll im Schlick suchten.

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Backsteinromantik

Wie aus dem Mittelalter tritt dem Besucher die backsteinrote Speicherstadt mit ihren neogotischen Erkern, Giebeln und Türmchen entgegen. Doch das ist nur Fassade. Hinter dem burgenhaften Aussehen verbirgt sich ein hochmoderner Logistikkomplex, der höchsten technischen Ansprüchen genügt.
Schon seit 1888 waren die Speicher aus Angst vor Bränden vollständig elektrifiziert. Die Speicherstadt erhielt deshalb eine eigene Maschinenzentralstation, in der die elektrischen Generatoren und die Pumpen für die Windenhydraulik standen, die mit Dampf aus dem benachbarten Kesselhaus angetrieben wurden. 1901 wurde im Block U eine weitere Unterstation in Betrieb genommen, denn auch die neu angeschafften Sortiermaschinen und die Maschinen zum Sieben oder Schälen von Rohkaffee erforderten eine gute Stromversorgung.