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Torschlußpanik

Um die Stadt vor Überfällen zu sichern, wurden die Stadttore vom Einbruch der Dunkelheit bis zum Morgengrauen verschlossen. Wer bis dahin nicht nach Hause gefunden hatten, mußte gezwungenermaßen vor den Stadttoren übernachten und wurde dort nicht selten ausgeraubt. Die Torschlußpanik betraf damals also Bürger jeden Geschlechts und Alters. Erst als im 19. Jahrhundert im Zuge der Industrialisierung und Stadterweiterung viele Stadtmauern geschleift wurden und damit auch die Tore hinfällig wurden, konnten Nachtschwärmer entspannt nach Hause bummeln.
Solche Dinge erfährt man im Hamburger Zollmuseum.

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w/m/d

Ganz auf der Höhe der Zeit ist die Triangel – ihr sind laut Duden alle drei Geschlechter eigen, wobei sie umgangssprachlich das Feminine bevorzugt. Und auch andere Schlaginstrumente tun es ihr gleich: die Zimbel, die Trommel, die Klingel, die Rassel, die Fiedel …
 Dem Orchesterklang setzt die Triangel höchste Glanzlichter auf, doch wird sie wegen ihres durchdringenden Klangs meist nur spärlich zur Akzentuierung eingesetzt. Sollte es aber im Saal der Elbphilharmonie einmal weniger sparsam zugehen, wird beim Publikumsdienst kostenlos ein geeigneter Gehörschutz ausgegeben. Denn bei einzelnen Veranstaltungen könnte aufgrund hoher Lautstärke die Gefahr von Hör- und Gesundheitsschäden bestehen. Zum Thema Schallpegel ist dieser Eintrag in der Hausordnung nachzulesen.

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Ja, ich will

Der Blick in die Höhe lohnt sich, denn die zahlreichen, mittlerweile grünen Kupferhelme auf den Speichergebäuden sind nützlich, schön und ganz verschieden. Die Helme dienten als Schutz der Seilwinden, welche gewaltige Lasten von Pferdefuhrwerken und Schuten von außen in die Speicherböden hievten. Diese Hebevorrichtungen waren unentbehrlich, denn es gab in der gesamten Speicherstadt keine Lastenaufzüge. Die hydraulischen Seilwinden zu pflegen und zu warten, lag in den Händen der Windenwärter, die Dank ihrer Aufgabe im Windenwärterhäuschen wohnen durften – also mitten in der Speicherstadt.
Heute befindet sich in dem hübschen Gebäude, bekannt als Wasserschlösschen, ein Restaurant und ein Teekontor. Seit 2012 darf man sich hier sogar das Ja-Wort geben, denn es ist als Außentraustelle des Standesamtes anerkannt.

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Vater der Schwäne

Ein Erlass von 1664 stellt das Beleidigen von Hamburger Schwänen unter Strafe, denn der Legende nach sind Schwäne für das Wohl der Stadt verantwortlich. Solange sie auf der Alster ihre Runden ziehen, soll es um Freiheit und wirtschaftliches Wohlergehen der Hansestadt gut bestellt sein. Das erklärt auch, warum Hamburg 1674 zu ihrem Schutz einen ausgefallenen Beruf erfand: den Schwanenvater. Er kümmert sich von Amts wegen um die Alsterschwäne. Doch seine Kompetenzen dienen mittlerweile auch anderen Tieren – er rettet sowohl Seehunde als auch Störche. Neben der Versorgung kranker oder verletzter Schwäne oder der Aufzucht verwaister Küken fängt er die Tiere jedes Jahr im November ein und bringt sie in blauen Booten in ihr Winterquartier in den Eppendorfer Mühlenteich, dessen Oberfläche dank extra eingebauter Unterwasserpumpen nicht gefriert.
Nicht ins Winterquartier ziehen die beiden Schwäne am Haus der Seefahrt.

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Syzygium aromaticum

An einen Nagel, nicht an eine Blume, haben diejenigen gedacht, die der Gewürznelke ihren Namen gaben. Sprachlicher Ausgangspunkt dafür war das mittelhochdeutsche Negelein/Nägelchen. Und tatsächlich erinnert die Nelkenknospe an einen Nagel und machte sie im Mittelalter deshalb auch zum Symbol der Passion Christi. Der immergrüne Gewürznelkenbaum war ursprünglich auf den Molukken, den Gewürzinseln beheimatet und wird bis zu 10 Meter hoch. Seine getrockneten Knospen, die Gewürznelken, sind in Europa seit dem frühen Mittelalter bekannt.
Die Niederlande besaßen lange Zeit das Monopol auf den Handel mit Gewürzen aus Indien, so waren es ihre Schiffe, die die Nelke als Luxusgut nach Europa brachten. Mit dem Wassertest scheidet sich die Qualität. Gut und fettig ist sie, wenn die Nelke zu Boden sinkt oder zumindest senkrecht im Wasser steht. Schwimmt sie waagerecht auf der Oberfläche, ist sie minderwertig.
Ein indonesisches, ganz aus Gewürznelken gebautes Miniaturschiff ist im Gewürzmuseum ausgestellt. Es diente zum Verkauf und als Handelsgeschenk. Auch zur Kette aufgefädelt ist die Nelke schön anzusehen und besticht einige Zeit durch ihren Duft.

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Muckibude

Schuten waren die Lastenkamele des Hafens; sie transportierten die Ladung von und zu den Seeschiffen und ab 1888 auch in die Speicherstadt. Das Kommando hatte der Ewerführer, der meist auch ihr Besitzer war. Die Ladung mußte er selbst auf seiner Schute verstauen und diese mit eigener Muskelkraft an ihr Ziel bewegen, denn einen anderen Antrieb hatten die Schuten nicht. Der Kahn wurde entweder gestakt oder mit einem sogenannten Peekhaken, einem Schiffshaken, an den Kaimauern entlang gezogen, was den Ewerführern den Beinamen “Schutenschubser” einbrachte.
Ursprünglich waren die Schuten offen, bei Regen und Schnee wurde die Ladung also mit Planen abgedeckt. Als immer wertvollere Güter bewegt wurden, entwickelte sich die geschlossene Hamburger Kastenschute. Zum Schließen der Luke wurden Holzplanken einzeln aneinander gelegt, was sie zur “Klapperdeckelschute” machte. Doch ein Schiebedeckel aus Aluminium brachte später geräuschärmere Abhilfe. Mit der Ende der 60er Jahre beginnnenden Container-Ära verloren die Schuten ihre Bedeutung.

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Zollfreier Genuß

Täglich verließen mehrere Zentner zollfreier Kaffeeproben das Postamt 14. Ein dort eigens für die kostbaren Bohnen aufgestellter Sonderbriefkasten mit integrierter Waage fasste bis zu 30 kg Rohkaffeeproben. War dieses Gewicht erreicht, verschloss ein ausgeklügelter Mechanismus den Kasten und löste ein akustisches Signal aus. Daraufhin wurde der Kasten geleert.
Gegen Diebe war der bis 1939 verwendete Briefkasten gut gesichert – der Einwurf war so gestaltet, dass Diebeshände keine Möglichkeit hatten, an die Ware heranzukommen.

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Pünktliche Attraktion

Uhren zeigen bekanntlich die Zeit. Doch auf See hatten die Chronometer noch einen anderen Nutzen, denn mit ihrer Hilfe konnte man den Längengrad – und damit die genaue Position des Schiffes – bestimmen. Das allerdings nur, wenn die Schiffsuhr richtig ging. 
Am Turm des Kaiserspeichers, dem weithin sichtbaren Wahrzeichen Hamburgs, befand sich deshalb ein Zeitball, der jeden Mittag um 11.50 Uhr hochgezogen  und punkt zwölf Uhr drei Meter fallengelassen wurde. Von ihren Schiffen aus konnten die Kapitäne nun ihre Uhren mit der Hamburger Zeit synchronisieren und dann beruhigt in See stechen. 
Gesteuert wurde der Ball von der mit einem unterirdischen Kabel verbundenen Sternwarte am Millerntor; bis 1934 endgültig Funksignale die Zeitansage übernahmen.
Auf vielen historischen Ansichten sieht man das Speichergebäude mit seiner extravaganten Uhr. Heute steht dort ein anderes Wahrzeichen – die Elbphilharmonie.