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Nicht von Pückler

Ganz große Mode wurde das gestreifte Eis in den 70er Jahren. So ungefähr sah sein Original aus. Kreiert hat das Eis allerdings nicht Pückler selbst. Die Eisbombe wird erstmals im Kochbuch des Königlich-Preußischen Hofkochs Ferdinand Jungius erwähnt, der sie dem Fürsten widmete.

Die moderne Variante:

50 Zartbitter-Schokolade, 3 (à 200 g)  Becher Schlagsahne, 150 Puderzucker, 1 Vanilleschote, 1 Eigelb, 1/2 Packung (150 g)  tiefgefrorene Erdbeeren, Pergamentpapier, 100 Schlagsahne, 6 Schokoladenblättchen, frische Erdbeeren 

  1. Eine Kastenform (1 1/2 Liter Inhalt) mit Pergamentpapier auslegen. Schokolade im Wasserbad schmelzen und wieder etwas abkühlen lassen. Sahne und Puderzucker steif schlagen und auf drei Schüsseln verteilen.
  2. Einen Teil der Sahne mit der Schokolade verrühren, in die Kastenform füllen und glatt streichen. Im Gefrierschrank 15 Minuten anfrieren lassen. Vanilleschote der Länge nach halbieren und das Mark herausschaben.
  3. Vanillemark und Eigelb mit dem zweiten Teil der Sahne verrühren. Auf die Schokoladenschicht streichen und weitere 15 Minuten gefrieren lassen. Erdbeeren auftauen lassen und mit dem Schneidstab des Handrührgerätes pürieren.
  4. Erdbeermark in die restliche Sahne rühren, auf die Vanilleschicht streichen. Das Sahne-Eis über Nacht gefrieren lassen. Die Kastenform kurz in heißes Wasser tauchen und das Eis herausstürzen. Papier entfernen.
  5. Eis in dicke Scheiben schneiden. Sahne steif schlagen und in einen Spritzbeutel mit Sterntülle füllen. Jedes Stück mit einem Sahnetupfen, Schokoladenblättchen und eventuell einer Erdbeerscheibe verzieren.

Quelle lecker.de

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Alpenglühen

Aus Liebe zu allem Englischen unterschrieb Prinz Carl die Kaufurkunde von Schloß Glienicke mit „Sir Charles Glienicke“. Friedrich Schinkel höchstpersönlich entwarf Carls Initialen. Der anglophile Prinz schwärmte nicht nur für englische Rennpferde und führte die Parforcejagd ein, er liebte auch Italien – und die Schweiz. Zurück von einer Reise ins Alpenland, beschloß Carl 1861 in Klein-Glienicke seine eigene kleine Schweiz zu errichten, ließ die ärmlichen Häuser abreißen und an ihrer Stelle Villen in alpenländischem Stil erbauen. Romantisch angeordnete Findlinge und künstliche Felsformationen sollten eine malerische Gebirgsszenerie erschaffen, die derjenigen der Schweiz in nichts nachstand. Die Bäke durchfloß das Alpenydill als Gebirgsbach und allein die Kühe fehlten. Die Grenzschützer der DDR machten jedoch vor nichts halt; sechs der ehemals etwa zehn Schweizerhäuser behinderten die Sicherung der Grenze und wurden nach 1961 abgerissen.

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Spracherkundung

Der Samowar für die Zubereitung russischen Tees wird erstmals 1730 erwähnt. Knapp 100 Jahre später, 1817 heiratete die Tochter von König Friedrich-Wilhelm III. und Königin Luise den russischen Zaren Nikolai. Dem Paar zu Ehren ließ der König gegenüber der Pfaueninsel in nur sechs Wochen Bauzeit ein Blockhaus in russischem Stil errichten, gab dem Haus mit dem weißbärtigen Russen Ivan einen Kastellan und nannte es Никольское, dem Nikolai gehörig. Der Westberliner Volksmund machte daraus Nikolskö was nach der Wende einige des Russischen durchaus mächtigen Ost-Sozialisierte wunderte. Die Umschrift in die Lateinische Schrift ergibt Nikolskoë. Das Trema (die beiden Pünktchen über dem e) schleifte die Berliner Schnoddrigkeit mit den Jahren in ein ö um und so blieb am Wannsee eben nur noch die Nikolskö übrig.

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Blumen machen Politik

Mit dem fünfzackigen Sowjetstern aus Geranien im Innenhof von Schloß Cecilienhof wollte Stalin wohl seine Verhandlungspartner ärgern, denn täglich mußten Churchill und Truman den Hof des Schlosses überqueren und an dem Stern vorbei. Stalin war vom 17. Juli bis 2. August 1945 Ausrichter der „Potsdamer Konferenz“, welche die politischen Nachkriegsverhältnisse regelte.
Als Bedeutungsträger ist das Pentagramm, so die politisch neutrale Bezeichnung des Sowjetsterns, sehr alt. Doch ab 1923 gelbumrandet auf der Fahne der Sowjetunion, soll es hier den Weg der Menschheit zum Weltkommunismus beleuchten. Als Symbol der weltumfassenden Arbeiterbewegung umgedeutet, stehen die Zacken des Sterns für alle fünf Kontinente.

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Von Ost nach West

Vorauseilenden Zynismus kann man den Ost-Funktionären unterstellen, als sie die Glienicker Brücke nach ihrer provisorischen Instandsetzung 1949 in „Brücke der Einheit“ umbenannten. Ein weißer Grenzstrich in der Brückenmitte trennte von nun an DDR und Westberlin. Der Austausch von Agenten zwischen Ost und West verhalf dem Bauwerk zum englischen Spitznamen „Bridge of Spies“ (Brücke der Spione) und zum gleichnamigen Spielfilm von Steven Spielberg.

Doch einen Schlagbaum hatte die Glienicker Brücke schon weit vor dem Kalten Krieg seit Ende des 18. Jahrhunderts gesehen. Er diente dazu, Kutscher davon abzuhalten, die Brücke ohne Kontrolle zu passieren. Später mußten die Passanten sogar eine Brückengebühr, ein sogenanntes Chausseegeld zur Finanzierung von Bauarbeiten zahlen.

Wer genau hinsieht: die Westberliner Brückenhälfte ist in einem helleren Blau als die Potsdamer Seite gestrichen, selbst die Farbrezepturen von Ost und West paßten nicht zueinander.

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Gebrüll auf der Pfaueninsel

„Eine Fahrt nach der Pfaueninsel galt den Berlinern als das schönste Familienfest des Jahres, und die Jugend fühlte sich überaus glücklich, die munteren Sprünge der Affen, die drollige Plumpheit der Bären, das seltsame Hüpfen der Känguruhs hier zu sehen … Man träumte, in Indien zu sein, und sah mit einer Mischung von Lust und Grauen die südliche Tierwelt: Alligatoren und Schlangen, ja das wunderbare Chamäleon …“ (August Kopisch)

1836 schenkte der König von Schweden seinem Gastgeber König Friedrich Willhelm III. als einem Liebhaber exotischer Tiere eine Gruppe Rentiere in Begleitung zweier Lappländer. Das Dampfschiff Henriette wiederum brachte einen Löwen, zwei Ameisenbären und zwei Affen aus dem Hamburger Hafen auf die Pfaueninsel. Zeitweise lebten hier Lamas, Affen, Löwen und Kängurus, Büffel, Biber und Hirsche und selbst Bären hielt man in einer Bärengrube. 1832 war der Bestand des realen Bestiariums auf 847 Tiere angewachsen und der Gartenarchitekt Joseph Lenné arrangierte dafür die passende Umgebung. Der Thronfolger Friedrich Wilhelm IV. hatte seinerseits nicht viel übrig für wilde Tierparaden. Er verschenkte die Tiere samt einiger Gebäude und Einrichtungen an die 1842 neu gegründete Zoologische Gesellschaft Berlin, in dem nun die Tiere von der ganzen Bevölkerung im ersten deutschen Zoo, dem 1844 gegründeten Zoologischen Garten Berlin, bestaunt werden konnten.

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Gastgeschenk

Im Neuen Garten krönt eine goldene Ananas die Spitze des Chinesischen Sonnenschirms. 1787 soll sie der Schlosser Krüger vom „Blech, grün staffiert mit vergoldeten Ketten, Perlen und Quasten“ angefertigt haben. Der Exotismus im 19. Jahrhundert nahm es mit der Geografie nicht so genau, denn die Ananas stammt nicht aus Asien – Columbus erhielt sie im Jahre 1493 auf Guadeloupe in Südamerika als Willkommensgeschenk von den Eingeborenen.
Abgeschaut hat sich diese Art Gastgeschenk Fürst Hermann von Pückler-Muskau. Er überreichte den Damen seines Herzens anstelle von Blumen ebenfalls eine Ananas. Der Gartenarchitekt und Schöpfer des Babelsberger Parks versuchte sogar, die exotische Frucht im eigenen Garten in Bad Muskau zu kultivieren, was allerdings nicht glückte. Auch auf Gartenfesten erfreute sich die Ananas großer Beliebtheit – Lampen aus farbigem Glas in Ananasform illuminierten Gartenfeste in Paretz und wohl auch auf der Pfaueninsel. Hier findet man einige dieser Ananas-Lampen in der Meyerei auf der Insel.

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Spiritistische Kühlbox

Wie man allzu Unheimliches mit preußischem Pragmatismus vereint, zeigt ein weiteres exotisches, wenn auch klein dimensioniertes Bauwerk im Neuen Garten. Auf einer im Verhältnis zum Weltwunder in Giseh winzigen Pyramide geben okkulte Zeichen und Hieroglyphen Rätsel auf. Sehr wahrscheinlich hatten die Planetensymbole über der Tür wirklich eine astrologisch-alchemistische Bedeutung, denn der Bauherr, Friedrich-Wilhelm II., gehörte mit einem Hang zum Übersinnlichen dem Geheimbund der Rosenkreuzer an. Die Pyramide, zwischen 1791 und 1792 von C. G. Langhans als Eiskeller errichtet, diente jedoch vor allem als königlicher Kühlschrank, in dem Lebensmittel im Sommer frischgehalten werden konnten. Zum Ende eines jeden Winters wurde Eis vom Heiligen See in den Keller geschafft, welches dort, so will es die Legende, zum Herbstende immer noch nicht vollständig geschmolzen war.