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Es kommt ein Schiff geladen

Blitze zuckten auf der Gedenktafel am Glockenturm der Heilandskirche in Sacrow, denn am 27. August 1897 gelang die erste drahtlose Signalübertragung zur 1,6 Kilometer entfernten kaiserlichen Matrosenstation Kongnaes durch die Physiker Adolf Slaby und Georg Graf von Arco. Die Wissenschaftler hatten für ihre Telegraphieversuche den freistehenden Glockenturm als Funkturm zweckentfremdet. Zuvor aber brachten die Versuche in Charlottenburg den Fernsprechverkehr durcheinander.
Die DDR-Grenztruppen machten während des Mauerbaus 1961 den Glockenturm zum Teil der Sperrmauer und setzten die hohen Betonplatten direkt an, so dass sich die Kirche selbst nun im Niemandsland von Ost und West befand.
Gleich nach Grenzöffnung wurde in der Heilandskirche am Heiligen Abend 1989 ein deutsch-deutscher Gottesdienst abgehalten. Seitdem ist das Gotteshaus, das wie ein in der Havel ankerndes Schiff erscheint, wieder Bestandteil des als Einheit erdachten Preußischen Arkadiens. Christus wacht im Inneren als Weltenrichter.

Frohe Weihnachten!

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Unterwasserwelt

Die vollkommen mit Eichenrinde verkleidete Borkenküche mit einer Eule auf dem Schornstein ist eine weitere Skurrilität im Neuen Garten. Hier wurden die Speisen und Getränke für geheimnisvolle Feste zubereitet, die nebenan in der Muschelgrotte abgehalten wurden. Auf diese trifft man auch eher aus Zufall, was natürlich beabsichtigt war. Denn Muschelgrotten sollten, wie ihre natürlichen Vorbilder, ihren Reiz erst im Innern entfalten. Die Wände dieser Grotte waren mit Spiegeln, farbigem Glas, Steinen und Muscheln kunstvoll dekoriert, der Boden aus Marmor gefertigt. Der Überlieferung zufolge soll der mystisch angehauchte Friedrich Wilhelm II. sie nicht nur als versteckten Rückzugsort erbaut haben. Wohl auch Séancen hat er in der Grotte abgehalten. Aus den Grottenmotiven entwickelte sich seit 1730 die Rocaille (Muschelwerk), ein asymmetrisches, muschelartiges Ornament des Spätbarock. Es gab dem Rokoko seinen Namen und hielt Einzug auf Stuckdekoration, Täfelungen, Möbeln und Porzellan.

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„Hier spricht Edgar Wallace!“

„Im Waterloo-Bahnhof bricht unter mysteriösen Umständen ein Mann tot zusammen. Dem Toten wurde eine Halskette samt Schlüssel entwendet, eine erste Spur führt Inspektor Martin von Scotland Yard zum Schloss des verstorbenen Lord Selford, der kurz vor seinem Tode an sieben Freunde je einen Schlüssel versandt hat …“

Klaus Kinski und Eddi Arent spazierten für den Filmdreh von „Die Tür mit den sieben Schlössern“ durch den deutschen Pfaueninsel-Nebel. Gleich mehrere Edgar-Wallace-Krimis wurden hier gedreht, denn als Drehort eignete sich die Abgeschiedenheit der Pfaueninsel ganz wunderbar. Und hatte nicht die Potsdamer Park- und Schlösserlandschaft an vielen Stellen englische Vorbilder? Neben dem Schloss kann man die kleine gotische Kapelle, die Ruine der Meyerei oder den Fregattenschuppen in den Kult-Filmen entdecken.

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An die Kanonen!

Wenn bunte Wimpel an den Masten flattern, sieht sie noch viel hübscher aus. Die Royal Louise ist auch heute noch auf der Havel unterwegs, wenn auch als originalgetreuer Nachbau. In die Takelage klettern dafür Mitglieder des Potsdamer Royal Louise Yacht- und Schifffahrtsvereins.
Eine richtige englische Fregatte hatte der britische König William IV. seinem Vetter König Friedrich-Wilhelm III. zum Geschenk gemacht und sie auf den Namen der früh verstorbenen Gattin Louise getauft. Damit die Royal Louise aber in das überschaubare Havel-Gewässer paßte, baute man sie verkleinert im Maßstab 1:3.
Die Pfaueninsel ist nach wie vor das für eine Königin angemessene Winterquartier der Miniaturfregatte. Die hölzerne Brettbinderkonstruktion des 1832 vom Hofbaumeister Gottfried Schadow entworfenen Fregattenschuppens, scheint ein umgedrehter Schiffsbauch zu sein und trägt die sakralen Züge eines Kirchenraums – ein Meisterwerk der Architektur.

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Hoch die Tassen

Wie alle Hohenzollernbauten in der Potsdamer Gegend, ist auch der Standort der Meyerei mit Bedacht gewählt. Eingebettet in die Havellandschaft, kann man von hier bis nach Sacrow und Klein-Glienicke sehen. Sie selbst ist mit ihren mit Zinnen bekränzten Dächern und einem wahrhaft normannischem Aussehen ein markanter Punkt im Gelände. Seit 1792 war sie neben der Viehhaltung auch Lieferantin von Milchprodukten für die königliche Hofküche. Unweit von Kuhstall und Meyerwohnung befand sich ein tapeziertes und furniertes Kabinett, wo dem König in grünen Gläsern Milch serviert wurde. Dabei sah die Majestät den Rindern beim Weiden zu. Ein wahrhaft idyllisches Bild.
Ziemlich verändert hat sich seitdem die Getränkekarte des Hauses. Schon um 1800 gab es Kaffee und Milch für Parkbesucher. Ganz unerlaubt auch Tabak und Branntwein, was den Hofmarschall empörte. Die Gäste liebten das Lokal und trinken hier nun seit 2002 wieder ihr sonntägliches Bier.

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Freilufttheater

Die Kutscher hatten eine „anständige Livree“ sowie gute Hosen, Stiefel und Hüte zu tragen und ihren „Dienst am Publikum“ von 8 Uhr morgens bis 23 Uhr zu versehen. Festgehalten ist das im „Reglement für Droschkenfuhrwesen“ vom 22. Juni 1839.
Dass es Spaß machte, den Verkehr auf der Königstraße zu beobachten, kann man sich heute kaum vorstellen. Als jedoch noch Fuhrwerke und Kutschen die Glienicker Brücke von und nach Berlin querten, beobachteten Prinz Carl und Ehefrau Marie neugierig, was auf der Straße vor sich ging. Die deshalb Kleine und Große Neugierde genannten Teepavillions erlaubten einen ungenierten Blick auf das Geschehen. Weithin sichtbar ist der goldglänzende Rundtempel der Großen Neugierde an der Glienicker Brücke, den sich Carl 1835 nach Plänen Schinkels auch in seinen Schloßpark bauen ließ. Die eher unauffällige Kleine Neugierde entstand bereits 1796 zuerst als Gartenhäuschen.

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Potpourri

Herrchen und Frauchen sind nicht mehr, doch das treue Tier aus Stein bewacht weiter Schloss und Park.
Prinzessin Augusta, Ehefrau des späteren Kaisers Wilhelm I. war Bauherrin von Babelsberg. Sehr kunstinteressiert, konnte sie auf Malstunden bei Goethe in Weimar verweisen. Eigenwillig und energisch bestand sie auf der Umsetzung ihrer persönlichen, jedoch nicht immer stilsicheren Ideen. Sie liebte überreichen Dekor, den englischen Tudorstil von Schloss Windsor und schreckte auch vor eigenwilligen Interventionen nicht zurück. So wurde mitten in prunkvoller Gotik auf ihr Betreiben hin ein Zimmer rein barock dekoriert. Schinkel, der sich zur Einweihungsfeier des ersten Bauabschnittes als deutliches Zeichen durch Persius vertreten ließ, verstarb während der weiteren Planung. So blieb ihm das burgenhafte Resultat mit Türmchen und Erkern erspart.

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Kreuz und quer

Acht spitze Ecken hat das markante Malteser- oder Johanniterkreuz. Sie verweisen nach heutiger Deutung auf die acht Seligpreisungen der Bergpredigt Jesu. Das Symbol des Johanniterordens ziert heute nicht nur die Flagge von Malta, es findet sich auch am Greifentor in Glienicke. Ein Zufall ist das nicht, denn Prinz Carl, der Glienicker Schloßherr, wurde 1853 als Herrenmeister des Johanniterordens eingesetzt. Auf einem Glasgemälde in der Kapelle von Klein-Glienicke trifft man deshalb auch auf zwei Ordensritter. In Brandenburg ist der Orden seit 1351 nachgewiesen. Als 1810/11 der preußische Staat die Güter des Johanniterordens säkularisierte, war der Orden nur noch ein vermögensloser Personenverband. 1852 dann stellte König Friedrich Wilhelm IV. den Johanniterorden als selbstständigen geistlichen, allerdings rein evangelischen Ritterorden wieder her.
Gegründet wurde der Orden 1099 in Jerusalem. Nach dem endgültigen Scheitern der Kreuzzüge wichen die Johanniter zunächst nach Zypern, dann nach Rhodos aus. Als sie 1522 auch von dort von den Osmanen vertrieben wurden, war Kreta die nächste Zuflucht, bis 1530 Malta der endgültige Stützpunkt wurde und sich damit auch die Bezeichnung Malteserorden einbürgerte.

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Salve Peter Joseph

Selbst Peter Joseph Lenné erhielt vom Berliner Volksmund einen Kose-Namen, der seine Tätigkeit zu einer Wesensart machte: Buddel-Peter. Nicht nur in der Landschaftsgestaltung um Potsdam war Lenné gefragt, der König übertrug ihm auch die städtebauliche Planung Berlins. Lenné entwarf Privatgärten, öffentliche Grünanlagen und Volksparks und wohnte zeitweise selbst in einem Park – in einer Dienstwohnung im Grünen Haus am Heiligen See. An seinem Dienstjubiläum am 15. Februar 1866 wollte man Lenné mit einem vergoldeten Lorbeerkranz ehren, doch leider konnte der Kranz nur noch seinem Sarg vorangetragen werden. Dieser liegt nun gemeinsam mit Lennés Rauchutensilien im Hofgärtnermuseum im Schloss Glienicke.
In jedes der fünfzig Lorbeerblätter ist der Name eines seiner Gärten eingraviert, darunter seine Potsdamer Schöpfungen Sacrow, Pfaueninsel, Babelsberg oder der Pfingstberg.

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Preußisches Federvieh

Haare lässt hier zwar niemand herab, doch der Flatowturm auf dem Babelsberg erscheint trotzdem wie aus dem Märchen. Auf seiner Spitze hockt der preußische Adler mit Krone, Zepter, Reichsapfel; auf der Brust die Initialen FR für Fredericus Rex, Friedrich I. Dieses Ornat behielt der königliche Vogel bis zur Weimarer Republik. In der Heraldik ist der Adler nach dem Löwen das am meisten verwendete Wappentier: es gibt ihn sitzend, stehend, auffliegend oder auch liegend, den Kopf mal nach links, mal nach rechts gedreht oder auch als Doppeladler mit zwei oder gar drei Köpfen. Der Adler war bereits im Alten Orient ein Symbol königlicher Herrschaft und löste im alten Persien und Ägypten den Geier ab. Nach Europa kam der König der Lüfte auf königlichen Münzen und Wappen durch Alexander den Großen; mit Octavian dann nach Rom, wo er als Reichsadler zum Zeichen des kaiserlichen Imperiums avancierte.

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Rotes Gold

Ob dort ein Hexer wohnt? Denn weshalb sonst darf niemand die Pfaueninsel betreten. Rauch sieht man von Ferne und Gerüchte machen die Runde. Die Insel gehört Johann Kunckel, der sie 1685 vom Großen Kurfürst als Geschenk erhielt. Kunckel experimientiert hier mit Glas, mit Schmelztemperaturen, mit chemischen Prozessen – das richtige Rezept zur Herstellung von Goldrubinglas zu finden, gilt ihm soviel, wie anderen die Herstellung von Gold. Er betreibt seine Glashütte auf der Insel und liefert die dunkelroten wertvollen Gläser, aber auch Glasperlen, die „Corallen“ an den Großen Kurfürsten, auch für den Tauschhandel mit afrikanischen Eingeborenen. Sein Werk „ars vitriae“ gehört zu den wichtigsten Schriften zur Glasherstellung. Als der Große Kurfürst stirbt, fällt er in Ungnade und seine Glashütte geht schon drei Jahre später, wohl wegen Brandstiftung, in Flammen auf.
Ein Gedenkstein und eine Ausstellung in der Meyerei auf der Pfaueninsel würdigen den begnadeten Wissenschaftler.

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Über alle Mauern

Leitern konnten die Grenzschützer in Klein-Glienicke gar nicht leiden. Kein Wunder, denn an die Berliner Mauer gelehnt, zeugten sie davon, daß schon wieder ein DDR-Bürger über alle Berge war. Deshalb mußten Leitern im Sperrgebiet nach Westberlin grundsätzlich angekettet werden. Bei Zuwiderhandlung drohte eine Strafe von 5 Mark. Der Besitz großer Leitern war gänzlich verboten. Nur 15 Meter breit war die DDR an ihrer engsten Stelle in Klein-Glienicke, die deswegen den Beinamen „Blinddarm der DDR“ erhielt. Nur eine kleine Brücke führte nach Babelsberg und damit zum Rest des Arbeiter- und Bauernstaates. Blickdicht abgeschirmt, lebten ihre Bewohner unter ständiger staatlicher Beobachtung. Dennoch gelangen manchen teils spektakuläre Fluchten. Schwimmend, springend oder durch Tunnel, die sie mit eigenen Händen gegraben hatten.

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Venedig sehen und sterben

Nein, man träumt nicht: inmitten der preußischen Havellandschaft sitzt ein Markuslöwe auf seiner Säule. Prinz Carl, von Italien begeistert, ließ sie aufstellen. Der „Kenner und Beschützer des Schönen“ ließ den gesamten Kreuzgang eines Kartäuserklosters, das abgerissen werden sollte von der Insel San Andrea della Certosa bei Venedig Stein für Stein abtragen und nach Glienicke verbringen. Hinter dem Schloß ließ er damit einen Klosterhof byzantinischer Anmutung errichten. Zahllose Fragmente antiker und mittelalterlicher Kunst, Andenken und Mitbringsel seiner Reisen wurden als Spolien in die Wände von Schloß und Klosterhof eingebaut oder im Garten aufgestellt. Im Schloßhof begegnet man zwei korinthischen Kapitellen aus dem Pantheon in Rom. Das Bodenmosaik in der „Kleinen Neugierde“, einem Pavillion im Garten, stammt aus Karthago. Sogar ein Affenkapitell vom Schiefen Turm in Pisa hat Carl erworben.

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Bruchlandung

„Um Gottes Willen! Rühren Sie sich nicht, wir sitzen fest auf einer großen Fichte!“

Als er in einem Heißluftballon über dem Grunewald schwebte, wollte der Gartenarchitekt Fürst Pückler eigentlich die Potsdamer Havellandschaft aus der Luft betrachten. Er hielt sich jedoch nicht lange in den Wolken sondern landete, wie er in seinem oben zitierten Buch „Tutti frutti“ selbst schreibt, in der Krone eines Baumes.
In Berlin machte der tolle Fürst mit anderen Dingen auf sich aufmerksam. Mit einem Hirschgespann vor der Kutsche fuhr der Exzentriker die Berliner „Linden“ entlang, um schließlich im Café Kranzler einzukehren.
Doch in dem schrägen Enfant terrible steckte auch ein leidenschaftlicher Gartenfreund. Mit Umsicht plante er die Gärten von Muskau, Branitz oder Babelsberg, krempelte ganz uneitel die Ärmel hoch und packte selbst mit an. Mit der befreundeten Augusta, Gattin Kaiser Wilhelms I., diskutierte er die Entwürfe zum Park in Babelsberg und schenkte ihr einen blauen Ara.

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Das Seglerheim der Hohenzollern

Kaiser Wilhelm II. war sehr reiselustig, weshalb seine Untertanen spöttelten und ihn den „Reisekaiser“ nannten. Annähernd 200 Tage im Jahr war er zu Lande und zu Wasser auf Tour; mit seiner Dampfyacht „Hohenzollern“ kreuzte der Kaiser über das Mittelmeer, nach Korfu, Italien, in die Türkei oder nach Palästina. Die „Nordlandreisen“ gefielen ihm so gut, daß er sich seine Matrosenstation am Jungfernsee im „norwegischen“ Drachenstil umbauen ließ. Der Architekt, der ein Restaurant in Kristiania, dem heutigen Oslo, zum Vorbild nahm, ließ die Gebäudeteile eigens in Norwegen vorfertigen und in Potsdam aufbauen. Von Kongnaes aus, zu deutsch „des Königs Landzunge“, schipperte die kaiserliche Familie auf ihren Salondampfern vergnügt bis zum Berliner Schloß.

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Grunzende Waldplage

5000 bis 8000 Wildschweine soll es in und um Berlin geben. Manchmal rennen ganze Rudel über die Waldwege.
Zwei der Borstentiere kann man auch an der Gerichtslaube im Babelsberger Park entdecken. Diese sind allerdings aus Stein und stehen an dieser Stelle für Schlemmerei und Unzucht. Das hübsche Gebäude aus rotem Backstein ist nicht, wie man denken könnte, eine spätere Gotik-Interpretation. Seine Einzelteile stammen tatsächlich aus dem 13. Jahrhundert und gehörten zum alten Rathaus von Berlin. Als an dessen Stelle das Rote Rathaus errichtet wurde, trug man die Laube Stein für Stein ab und beschenkte mit ihr Wilhelm I. Der königliche Hofbaumeister Reinhold Persius machte im Babelsberger Park aus den Einzelteilen wieder ein Ganzes.

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Spiritistische Kühlbox

Wie man allzu Unheimliches mit preußischem Pragmatismus vereint, zeigt ein weiteres exotisches, wenn auch klein dimensioniertes Bauwerk im Neuen Garten. Auf einer im Verhältnis zum Weltwunder in Giseh winzigen Pyramide geben okkulte Zeichen und Hieroglyphen Rätsel auf. Sehr wahrscheinlich hatten die Planetensymbole über der Tür wirklich eine astrologisch-alchemistische Bedeutung, denn der Bauherr, Friedrich-Wilhelm II., gehörte mit einem Hang zum Übersinnlichen dem Geheimbund der Rosenkreuzer an. Die Pyramide, zwischen 1791 und 1792 von C. G. Langhans als Eiskeller errichtet, diente jedoch vor allem als königlicher Kühlschrank, in dem Lebensmittel im Sommer frischgehalten werden konnten. Zum Ende eines jeden Winters wurde Eis vom Heiligen See in den Keller geschafft, welches dort, so will es die Legende, zum Herbstende immer noch nicht vollständig geschmolzen war.

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Nicht von Pückler

Ganz große Mode wurde das gestreifte Eis in den 70er Jahren. So ungefähr sah sein Original aus. Kreiert hat das Eis allerdings nicht Pückler selbst. Die Eisbombe wird erstmals im Kochbuch des Königlich-Preußischen Hofkochs Ferdinand Jungius erwähnt, der sie dem Fürsten widmete.

Die moderne Variante:

50 Zartbitter-Schokolade, 3 (à 200 g)  Becher Schlagsahne, 150 Puderzucker, 1 Vanilleschote, 1 Eigelb, 1/2 Packung (150 g)  tiefgefrorene Erdbeeren, Pergamentpapier, 100 Schlagsahne, 6 Schokoladenblättchen, frische Erdbeeren 

  1. Eine Kastenform (1 1/2 Liter Inhalt) mit Pergamentpapier auslegen. Schokolade im Wasserbad schmelzen und wieder etwas abkühlen lassen. Sahne und Puderzucker steif schlagen und auf drei Schüsseln verteilen.
  2. Einen Teil der Sahne mit der Schokolade verrühren, in die Kastenform füllen und glatt streichen. Im Gefrierschrank 15 Minuten anfrieren lassen. Vanilleschote der Länge nach halbieren und das Mark herausschaben.
  3. Vanillemark und Eigelb mit dem zweiten Teil der Sahne verrühren. Auf die Schokoladenschicht streichen und weitere 15 Minuten gefrieren lassen. Erdbeeren auftauen lassen und mit dem Schneidstab des Handrührgerätes pürieren.
  4. Erdbeermark in die restliche Sahne rühren, auf die Vanilleschicht streichen. Das Sahne-Eis über Nacht gefrieren lassen. Die Kastenform kurz in heißes Wasser tauchen und das Eis herausstürzen. Papier entfernen.
  5. Eis in dicke Scheiben schneiden. Sahne steif schlagen und in einen Spritzbeutel mit Sterntülle füllen. Jedes Stück mit einem Sahnetupfen, Schokoladenblättchen und eventuell einer Erdbeerscheibe verzieren.

Quelle lecker.de

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Alpenglühen

Aus Liebe zu allem Englischen unterschrieb Prinz Carl die Kaufurkunde von Schloß Glienicke mit „Sir Charles Glienicke“. Friedrich Schinkel höchstpersönlich entwarf Carls Initialen. Der anglophile Prinz schwärmte nicht nur für englische Rennpferde und führte die Parforcejagd ein, er liebte auch Italien – und die Schweiz. Zurück von einer Reise ins Alpenland, beschloß Carl 1861 in Klein-Glienicke seine eigene kleine Schweiz zu errichten, ließ die ärmlichen Häuser abreißen und an ihrer Stelle Villen in alpenländischem Stil erbauen. Romantisch angeordnete Findlinge und künstliche Felsformationen sollten eine malerische Gebirgsszenerie erschaffen, die derjenigen der Schweiz in nichts nachstand. Die Bäke durchfloß das Alpenydill als Gebirgsbach und allein die Kühe fehlten. Die Grenzschützer der DDR machten jedoch vor nichts halt; sechs der ehemals etwa zehn Schweizerhäuser behinderten die Sicherung der Grenze und wurden nach 1961 abgerissen.

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Spracherkundung

Der Samowar für die Zubereitung russischen Tees wird erstmals 1730 erwähnt. Knapp 100 Jahre später, 1817 heiratete die Tochter von König Friedrich-Wilhelm III. und Königin Luise den russischen Zaren Nikolai. Dem Paar zu Ehren ließ der König gegenüber der Pfaueninsel in nur sechs Wochen Bauzeit ein Blockhaus in russischem Stil errichten, gab dem Haus mit dem weißbärtigen Russen Ivan einen Kastellan und nannte es Никольское, dem Nikolai gehörig. Der Westberliner Volksmund machte daraus Nikolskö was nach der Wende einige des Russischen durchaus mächtigen Ost-Sozialisierte wunderte. Die Umschrift in die Lateinische Schrift ergibt Nikolskoë. Das Trema (die beiden Pünktchen über dem e) schleifte die Berliner Schnoddrigkeit mit den Jahren in ein ö um und so blieb am Wannsee eben nur noch die Nikolskö übrig.

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Blumen machen Politik

Mit dem fünfzackigen Sowjetstern aus Geranien im Innenhof von Schloß Cecilienhof wollte Stalin wohl seine Verhandlungspartner ärgern, denn täglich mußten Churchill und Truman den Hof des Schlosses überqueren und an dem Stern vorbei. Stalin war vom 17. Juli bis 2. August 1945 Ausrichter der „Potsdamer Konferenz“, welche die politischen Nachkriegsverhältnisse regelte.
Als Bedeutungsträger ist das Pentagramm, so die politisch neutrale Bezeichnung des Sowjetsterns, sehr alt. Doch ab 1923 gelbumrandet auf der Fahne der Sowjetunion, soll es hier den Weg der Menschheit zum Weltkommunismus beleuchten. Als Symbol der weltumfassenden Arbeiterbewegung umgedeutet, stehen die Zacken des Sterns für alle fünf Kontinente.

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Von Ost nach West

Vorauseilenden Zynismus kann man den Ost-Funktionären unterstellen, als sie die Glienicker Brücke nach ihrer provisorischen Instandsetzung 1949 in „Brücke der Einheit“ umbenannten. Ein weißer Grenzstrich in der Brückenmitte trennte von nun an DDR und Westberlin. Der Austausch von Agenten zwischen Ost und West verhalf dem Bauwerk zum englischen Spitznamen „Bridge of Spies“ (Brücke der Spione) und zum gleichnamigen Spielfilm von Steven Spielberg.

Doch einen Schlagbaum hatte die Glienicker Brücke schon weit vor dem Kalten Krieg seit Ende des 18. Jahrhunderts gesehen. Er diente dazu, Kutscher davon abzuhalten, die Brücke ohne Kontrolle zu passieren. Später mußten die Passanten sogar eine Brückengebühr, ein sogenanntes Chausseegeld zur Finanzierung von Bauarbeiten zahlen.

Wer genau hinsieht: die Westberliner Brückenhälfte ist in einem helleren Blau als die Potsdamer Seite gestrichen, selbst die Farbrezepturen von Ost und West paßten nicht zueinander.

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Gebrüll auf der Pfaueninsel

„Eine Fahrt nach der Pfaueninsel galt den Berlinern als das schönste Familienfest des Jahres, und die Jugend fühlte sich überaus glücklich, die munteren Sprünge der Affen, die drollige Plumpheit der Bären, das seltsame Hüpfen der Känguruhs hier zu sehen … Man träumte, in Indien zu sein, und sah mit einer Mischung von Lust und Grauen die südliche Tierwelt: Alligatoren und Schlangen, ja das wunderbare Chamäleon …“ (August Kopisch)

1836 schenkte der König von Schweden seinem Gastgeber König Friedrich Willhelm III. als einem Liebhaber exotischer Tiere eine Gruppe Rentiere in Begleitung zweier Lappländer. Das Dampfschiff Henriette wiederum brachte einen Löwen, zwei Ameisenbären und zwei Affen aus dem Hamburger Hafen auf die Pfaueninsel. Zeitweise lebten hier Lamas, Affen, Löwen und Kängurus, Büffel, Biber und Hirsche und selbst Bären hielt man in einer Bärengrube. 1832 war der Bestand des realen Bestiariums auf 847 Tiere angewachsen und der Gartenarchitekt Joseph Lenné arrangierte dafür die passende Umgebung. Der Thronfolger Friedrich Wilhelm IV. hatte seinerseits nicht viel übrig für wilde Tierparaden. Er verschenkte die Tiere samt einiger Gebäude und Einrichtungen an die 1842 neu gegründete Zoologische Gesellschaft Berlin, in dem nun die Tiere von der ganzen Bevölkerung im ersten deutschen Zoo, dem 1844 gegründeten Zoologischen Garten Berlin, bestaunt werden konnten.

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Gastgeschenk

Im Neuen Garten krönt eine goldene Ananas die Spitze des Chinesischen Sonnenschirms. 1787 soll sie der Schlosser Krüger vom „Blech, grün staffiert mit vergoldeten Ketten, Perlen und Quasten“ angefertigt haben. Der Exotismus im 19. Jahrhundert nahm es mit der Geografie nicht so genau, denn die Ananas stammt nicht aus Asien – Columbus erhielt sie im Jahre 1493 auf Guadeloupe in Südamerika als Willkommensgeschenk von den Eingeborenen.
Abgeschaut hat sich diese Art Gastgeschenk Fürst Hermann von Pückler-Muskau. Er überreichte den Damen seines Herzens anstelle von Blumen ebenfalls eine Ananas. Der Gartenarchitekt und Schöpfer des Babelsberger Parks versuchte sogar, die exotische Frucht im eigenen Garten in Bad Muskau zu kultivieren, was allerdings nicht glückte. Auch auf Gartenfesten erfreute sich die Ananas großer Beliebtheit – Lampen aus farbigem Glas in Ananasform illuminierten Gartenfeste in Paretz und wohl auch auf der Pfaueninsel. Hier findet man einige dieser Ananas-Lampen in der Meyerei auf der Insel.