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Das Seglerheim der Hohenzollern

Kaiser Wilhelm II. war sehr reiselustig, weshalb seine Untertanen spöttelten und ihn den „Reisekaiser“ nannten. Annähernd 200 Tage im Jahr war er zu Lande und zu Wasser auf Tour; mit seiner Dampfyacht „Hohenzollern“ kreuzte der Kaiser über das Mittelmeer, nach Korfu, Italien, in die Türkei oder nach Palästina. Die „Nordlandreisen“ gefielen ihm so gut, daß er sich seine Matrosenstation am Jungfernsee im „norwegischen“ Drachenstil umbauen ließ. Der Architekt, der ein Restaurant in Kristiania, dem heutigen Oslo, zum Vorbild nahm, ließ die Gebäudeteile eigens in Norwegen vorfertigen und in Potsdam aufbauen. Von Kongnaes aus, zu deutsch „des Königs Landzunge“, schipperte die kaiserliche Familie auf ihren Salondampfern vergnügt bis zum Berliner Schloß.

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Alpenglühen

Aus Liebe zu allem Englischen unterschrieb Prinz Carl die Kaufurkunde von Schloß Glienicke mit „Sir Charles Glienicke“. Friedrich Schinkel höchstpersönlich entwarf Carls Initialen. Der anglophile Prinz schwärmte nicht nur für englische Rennpferde und führte die Parforcejagd ein, er liebte auch Italien – und die Schweiz. Zurück von einer Reise ins Alpenland, beschloß Carl 1861 in Klein-Glienicke seine eigene kleine Schweiz zu errichten, ließ die ärmlichen Häuser abreißen und an ihrer Stelle Villen in alpenländischem Stil erbauen. Romantisch angeordnete Findlinge und künstliche Felsformationen sollten eine malerische Gebirgsszenerie erschaffen, die derjenigen der Schweiz in nichts nachstand. Die Bäke durchfloß das Alpenydill als Gebirgsbach und allein die Kühe fehlten. Die Grenzschützer der DDR machten jedoch vor nichts halt; sechs der ehemals etwa zehn Schweizerhäuser behinderten die Sicherung der Grenze und wurden nach 1961 abgerissen.

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Blumen machen Politik

Mit dem fünfzackigen Sowjetstern aus Geranien im Innenhof von Schloß Cecilienhof wollte Stalin wohl seine Verhandlungspartner ärgern, denn täglich mußten Churchill und Truman den Hof des Schlosses überqueren und an dem Stern vorbei. Stalin war vom 17. Juli bis 2. August 1945 Ausrichter der „Potsdamer Konferenz“, welche die politischen Nachkriegsverhältnisse regelte.
Als Bedeutungsträger ist das Pentagramm, so die politisch neutrale Bezeichnung des Sowjetsterns, sehr alt. Doch ab 1923 gelbumrandet auf der Fahne der Sowjetunion, soll es hier den Weg der Menschheit zum Weltkommunismus beleuchten. Als Symbol der weltumfassenden Arbeiterbewegung umgedeutet, stehen die Zacken des Sterns für alle fünf Kontinente.