1
Im rechten Winkel nach Norden
Dort wo sich heute Kollwitz- oder Helmholtzplatz befinden, breitete sich vor knapp 200 Jahren noch eine idyllische Landschaft aus – Felder, kleine Weinberge, sich drehende Windmühlen und vereinzelte Ausflugslokale. Das Prenzlauer und Schönhauser Tor markierten die nördliche Grenze der Stadt. Diese allerdings platzte im Zuge der Industrialisierung bereits aus allen Nähten, war dreckig, eng und ungesund. Man entschloß sich, ihre Grenzen weiträumig nach außen zu verschieben.
So entwickelte im Auftrag der Stadt der Stadtbaurat James Hobrecht seinen Bebauungsplan von 1862. Über die existierenden Ausfallstraßen zum Schloß Schönhausen, nach Prenzlau und Greifswald legte er ein rechtwinkliges Raster, das noch heute aus der Luft erkennbar ist. Die mit Ziffern und Buchstaben gekennzeichneten geplanten Straßen und Plätze erhielten erst mit ihrer Errichtung ihre meist bis heute gültigen Namen.
Nach Ende des deutsch-französischen Krieges entstand das Französische Viertel mit Wörther, Colmarer, Metzer Strasse. Nördlich der heutigen Danziger Straße entschied man sich für Persönlichkeiten wie den Archäologen Heinrich Schliemann, den Physiologen Hermann von Helmholtz, den Bürgermeister Hermann Duncker. Später folgten das Nordische Viertel um die Bornholmer Strasse und das Ostpreußische Viertel.
Eine Strasse in Kreuzberg erinnert an Hobrecht – den Mann, der das Gesicht des heutigen Berlin maßgeblich prägte. Die spätere Bebauung mit eng gedrängten Mietskasernen war allerdings nicht seine Schuld, sondern die der Spekulanten, die sich damals wie heute um Grund und Boden zankten.