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Käthe
In sich ruhend sitzt die bronzene Käthe mitten auf dem Kollwitzplatz, der zu ihrem Geburtstag am 8. Juli 1946 ihren Namen erhielt. Ihre Nase ist vom vielen Anfassen ganz blank poliert, denn von Beginn an kletterten die Kinder auf der Skulptur herum. Die meisten Anwohner stört das nicht, sie finden diesen Umgang wunderbar. Der Bildhauer hatte genau das beabsichtigt und den Sockel extra breit und niedrig gehalten. Auch der porträtierten Künstlerin hätte es bestimmt gefallen.
1956 beauftragte der Berliner Magistrat den Bildhauer Gustav Seitz. Dieser schuf allerdings nicht die Skulptur, die der sozialistische Auftraggeber erwartet hatte. Statt kämpferischer Pose zeigt Seitz die Künstlerin im höheren Lebensalter und greift dabei auf eines ihrer letzten Selbstportäts zurück. Gustav Seitz hatte Käthe Kollwitz noch selbst erlebt. Obwohl er 1958 nach Hamburg wechselte, wurde die Skulptur in Abwesenheit des Künstlers gegossen und 1961 feierlich eingeweiht.
Käthe Kollwitz zählt zu den bekanntesten deutschen Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Mit ihrem Mann, dem Armenarzt Karl Kollwitz, wohnte sie in der Weißenburger Straße 25, der heutigen Kollwitzstraße. Zeitlebens thematisierte sie in ihren realistisch expressiven Zeichnungen, Grafiken und Skulpturen soziales Elend und eigene leidhafte Erfahrungen.