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Hopfen und Malz

Ohne Eiszeit kein Prenzlauer Berg, weder Bötzow- noch Kulturbrauerei, aber auch kein Kindl oder Schultheiss in Kreuzberg und Neukölln.
Bis zu 200 Meter hoch hatten sich die Eismassen vor etwa 12.000 Jahren über Berlin getürmt. Hätte es den Fernsehturm damals bereits gegeben, lediglich seine Spitze hätte aus dem Eis geragt. Eiszeitliche Gletscher hatten Steine, Sand, Ton und Lehm von Norden her nach Berlin geschoben, wo sich durch Abfließen des Schmelzwassers das Berliner Urstromtal mit seinen teils steilen Uferkanten bildete. Bis ins 19. Jahrhundert hinein begrenzte der Barnim mit der Barnimkante im Norden und der Teltow mit seinem Nordrand im Süden die besiedelte Fläche von Berlin.
Doch dann begannen Brauereien, neben dem Teltow auch den Barnim für sich zu entdecken; seine geologische Beschaffenheit erwies sich für die Herstellung und Lagerung des Bieres viel besser geeignet als das Berliner Zentrum, in welchem die Wasserqualität zwar auch hervorragend war, der Grundwasserspiegel aber nur knapp drei Meter unter der Oberfläche lag; damit war der Bau von Kellergeschossen dort unmöglich. Die kühlen Keller ebenerdig nun direkt in den Barnim zu graben, löste das Problem. Doch weil das zur Kühlung des Bieres verwendete Eis nicht nur viel Volumen hatte, sondern auch ein Gewicht von mehreren tausend Tonnen, mußte groß und stabil gebaut werden. Und so waren damals die Brauereien mit ihren gewaltigen Gär- und Lagerkellern die größten unterirdischen Bauwerke der Stadt.
Wer der Eiszeit und ihren Eiskellern auf die Spur kommen will: direkt an der Barnimkante steht die Ruine der Schneider Brauerei an der Greifswalder Strasse, auch die Pflastersteine im Hof hat der Eiszeitgletscher damals rundgeschliffen.