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In dulci jubilo

Weihnachten ohne Musik ist schwer vorstellbar, ohne Singen auch nicht, ganz gleich, ob man die Texte noch kennt, ein Weihnachtsoratorium hört oder sich lieber von Spotify aushelfen lässt. Die Wurzeln unserer Weihnachtslieder liegen im Mittelalter, als sich neben den auf Latein gesungenen gregorianischen Hymnen deutschsprachige Weisen durchzusetzen begannen. Diese „Leisen“ konnten auch von den einfachen Gemeindemitgliedern, die der alten Sprache nicht mächtig waren, mitgesungen werden. Sie endeten meist auf Kyrieleis, dem griechischen „Herr, erbarme dich“ der Liturgie und bekamen so ihren Namen.

Die vermutlich älteste uns bekannte Leise, „Gelobet seist du, Jesu Christ“ aus dem 14. Jahrhundert, wurde später von Martin Luther bearbeitet. Der war, was viele nicht wissen, ein großer Texter und Komponist von Kirchenliedern, die auch heute noch so eingängig und schön sind, dass sie nicht nur im evangelischen Gesangbuch, sondern auch im katholischen Gotteslob stehen.

Der Künstler des hochmittelalterlichen Marienaltars in der Kathedralkirche St. Sebastian, auf dessen Mittelteil sich neben drei anderen Bildern aus dem Leben der Gottesmutter die hier abgebildete Krippenszene findet, interessierte sich allerdings nicht besonders für musizierende Engel oder singende Hirten. Bemerkenswert ist dagegen seine ikonographisch und musiktechnisch recht ungewöhnliche Verkündigung, bei der der Erzengel Gabriel Maria keine Lilie reicht und sie sanft auf die Empfängnis des Heilands vorbereitet, sondern drastisch in ein goldenes Horn, vermutlich ein jüdisches Schofar bläst, das ohne Zweifel sehr laut auf die Ankunft des Messias hinweist.

Frohe Weihnachten!