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Ein König wird versteckt
Sein Überleben verdankt das Reiterstandbild des preußischen Königs Friedrich des Grossen einer konspirativen Aktion. Die Bombardierung Berlins im Zweiten Weltkrieg hatte das Denkmal des Bauherren von Schloss Sanssouci noch schadlos überstanden – eingemauert an seinem ursprünglichen Platz „Unter den Linden“. 1950 jedoch, rückte ihm der Magistrat von Gross-Berlin, Demokratischer Sektor (so die offizielle Bezeichnung Ost-Berlins, das formell wegen des Viermächte Status immer eine Sonderrolle spielte); 1950 also, rückte der SED Magistrat dem Reiterdenkmal, das so gar nicht in den realexistierenden Sozialismus passen wollte, zu Leibe und ließ es, in Einzelteile zerlegt, nach Potsdam transportieren. Als das Denkmal im Zuge des stalinistischen Furors sogar eingeschmolzen werden sollte, wußten das der Kulturminister der DDR und ein paar Kunstfreunde mit Kenntnis des Direktors der Schlösser und Gärten in Potsdam erfindungsreich zu verhindern: „Der König kam auf den Tieflader … dann fuhren sie dort in Potsdam in einer regnerischen Nacht einmal ums Karree und luden die Pracht an anderer Stelle im Park wieder ab.“ (aus einem Interview mit Hans Bentzien, Minister für Kultur der DDR, 1997)
Bis zur Rehabilitation des Alten Fritz durch die DDR-Regierung lagerte das Denkmal gut versteckt in Sanssouci, wurde dann im Hippodrom nahe der Sommerresidenz Schloss Charlottenhof wieder errichtet und schließlich an seinen Originalstandort in Berlin zurückgebracht.
Eine verkleinerte Marmorkopie des Reiterstandbildes – der preußische Staatsmann in Uniform, Hermelin und Dreispitz – befindet sich seit 1865 unbehelligt bei der Neuen Orangerie in Sanssouci.