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Alle neune!

So unangenehm wie in feuchten Mietshauskellern sind sie auch beim Kegeln – die Ratten. Denn wem es nicht gelingt, wenigstens einen Kegel umzuhauen, hat eben eine solche gekegelt. Und wer es darauf anlegen sollte: mit vielen Ratten kann man sich den zweifelhaften Titel eines Rattenkönigs erwerben. Schieben kann man aber auch einen Pudel – sollte die Kugel von der Bahn abkommen und im feuchten Rinnstein landen. Was ja aber nur passieren kann, wenn, wie bis ins 18. Jahrhundert üblich, im Freien gekegelt wird.
Ob drinnen oder draussen, gekegelt wurde ab dem 19. Jahrhundert in zahlreichen Ausflugslokalen, die im Schlepptau der Brauereigründungen entstanden. Denn mit der Einrichtung von riesigen Schankwirtschaften hatten die Brauereien eine ganz neuartige Form der gesellschaftlichen Unterhaltung geschaffen. Die Unternehmer wußten den Konsum von Bier mit dem Vergnügen der Bevölkerung an Großveranstaltungen und Konzerten, Kegelbahnen und Dampferpartien geschäftstüchtig zu verbinden und die durstigen Berliner zogen nun scharenweise vor die Tore ihrer Stadt, um sich an Sonn- und Feiertagen in den Biergärten feuchtfröhlich zu verlustieren.
Sich die Nacht bei Bier, Bulette, Kartoffelsalat und natürlich beim Kegeln klassisch um die Ohren hauen, das kann man bis heute in der Bornholmer Hütte. Die traditionsreiche Kneipe besitzt mit ihrer funktionstüchtigen historischen Asphaltbahn eine der ältesten Kegelbahnen Berlins.