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Ewige Ruhe
In einem imposanten Trauerzug wurde am 9. Mai 1864 der Opernkomponist Giacomo Meyerbeer zu seiner letzten Ruhestätte auf dem Jüdischen Friedhof an der Schönhauser Allee geleitet. Ein paar Tage zuvor war der weltweit gefeierte Maestro überraschend in Paris gestorben und wurde nach einer bewegenden Trauerfeier in der großen Halle des Gard du Nord im Sonderzug nach Berlin gebracht. Bei einem Zwischenstopp in Aachen stieg sogar die damalige Königin Augusta hinzu, sie begleitete den Sarg bis nach Berlin. Auf eigenen Wunsch wurde Meyerbeer dort im Familiengrab neben seiner Mutter Amalie Beer beigesetzt, die seinerzeit für ihre aufopferungsvolle Freigiebigkeit ebenso bekannt war wie für ihre legendären Berliner Salons, in denen die führenden Größen des Kultur- und Geisteslebens der Stadt verkehrten.
Sieben Jahrzehnte später hatte sich das Blatt bereits gewendet. Dem Sarg des bedeutenden Impressionisten, ehemaligen Akademiepräsidenten und Ehrenbürgers der Stadt Berlin Max Liebermann folgten im Jahre 1935 nur etwa 100 Trauergäste; nur vier der vielen von ihm geförderten Künstler gaben ihm das letzte Geleit, darunter Käthe Kollwitz.
Von einer steinernen hohen Umfassungsmauer umgeben liegt der stille Ort mit seinen Efeu bewachsenen Grabsteinen heute jenseits der dicht befahrenen Hauptstrasse. Als der Friedhof im Jahre 1827 eingeweiht wurde – er löste den Friedhof an der Großen Hamburger Strasse ab – befand er sich noch außerhalb der Stadttore. In welchem Maße sich Juden der deutschen Gesellschaft im 19. Jahrhundert zugehörig fühlten, bezeugen die Steine mit ihren erst seit dieser Zeit gebräuchlichen zweisprachigen, sowohl hebräischen als auch deutschen Inschriften.