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„Mit dem Kremser int Jrüne“

„Bolle reiste jüngst zu Pfingsten,
Nach Pankow war sein Ziel …“

Laut des um 1900 entstandenen Gassenhauers blieb Bolle zwar hungrig, war zwischenzeitlich grün und blau geschlagen und am Ende tot, hat sich dabei aber „ganz köstlich amüsiert“. Die Kremserfahrt in Richtung Pankow in die Schönholzer Heide hat er dem Fuhrunternehmer und preußischen Hofrat Simon Kremser aus Breslau zu verdanken, der zwar an keiner Stelle in der Stadt geehrt wird, dessen Erfindung des Kremserwagens ihm aber genug zur Ehre gereicht.
Unter General Blücher kämpfte der jüdische Sohn eines Breslauer Kaufmanns gegen die Napoleonische Armee. Als er dabei mehrfach die preußische Kriegskasse rettete, wurde es ihm als patriotische Tat so hoch angerechnet, dass König Wilhelm III. ihm sowohl das Eiserne Kreuz als auch den Pour le Mérite um den Hals hängte. Belohnt wurde ihm sein Heldentum aber auch mit dem Privileg einer exklusiven Fuhrunternehmerexistenz in Berlin. Kremser wurde Berliner, entwickelte die damals üblichen ungefederten Torwagen zu überdachten Pferdeomnibussen weiter und eröffnete am 20. Mai 1825 die erste Pferdeomnibuslinie Deutschlands. Sie führte vom Brandenburger Tor nach Charlottenburg. Im Jahre 1835 nahm dann auch die Linie vom Schönhauser Tor nach Pankow ihren Dienst auf. Bald standen Kremser an allen Toren Berlins und wurden ein beliebtes Transportmittel für Ausflugsfahrten in die engere und weitere Umgebung.