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Unterwasserwelt
Meerestiere aus goldenen Mosaiksteinchen – Fische, Seepferdchen und Schildkröten – schmücken die Rückwand eines Brunnens am Pfefferberg. Schade nur, dass aus dem Drachenköpfchen das Wasser nicht mehr sprudelt und der abgedeckte Brunnen am exponierten Treppenaufgang sein liebloses Dasein fristet. Dabei gab es schon zu Zeiten des Großen Kurfürsten Gesetzgebungen, die den öffentlichen Stadtraum vor schlechter Behandlung schützen sollten. Dazu zählte auch, dass die Verunreinigung öffentlicher und privater Brunnen mit Gefängnis oder Pranger bestraft wurde und später sogenannte Gassenmeister Unrat in die Häuser werfen durften, wenn die Besitzer ihren Straßenbereich vor dem Haus nicht sauber hielten.
Bis weit ins 18. Jahrhundert besaß jeder Hof einen eigenen Ziehbrunnen. Mit Hilfe eines an einem Seil befestigten Eimers zogen die Bewohner das in gemauerten Schächten gesammelte Grundwasser nach oben. Schwengelpumpen lösten sie dann im 19. Jahrhundert ab: heute noch stehen die dunkelgrünen gusseisernen Gehäuse an vielen Gehwegen – unter ihnen die neobarocke „Lauchhammer-Pumpe“, bei der sich das Wasser entweder aus einem Fisch- oder einem Drachenmaul ergoss. Ein Tränkstein zu Füßen der Pumpe sammelte das abfließende Brunnenwasser für Pferde, Hunde und Vögel.
Als ab 1856 mit dem Bau des ersten Berliner Wasserwerks vor dem Stralauer Tor die Häuser an die zentrale Wasserversorgung angeschlossen wurden, verloren die Pumpen zwar ihre Bedeutung, mit ihrer Unabhängigkeit vom Wassernetz sind sie jedoch bis heute im Katastrophenschutz fest eingeplant.