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… wo er nach Feierabend gräbt und seine Urlaubszeit verlebt … (Erich Weinert)
Als sich die Kleingartensparte an der Bornholmer Strasse gegründet hatte, war es der Hunger, der die Einwohner Berlins zur Eigenversorgung trieb. Ohne große Absprachen nahmen sie 1896 das Gebiet über einer Mülldeponie in Besitz und errichteten hier ihre ersten Gärtchen für Kartoffeln, Gemüse und Hühner. Mit dem Bau der Paul-Gerhardt-Kirche 1908 gelangte der Aushub der Erde hierher und wurde ungleichmäßig auf die Gartenanlage verteilt. Bis heute sind die Höhenunterschiede von fast einem Meter deutlich zu spüren.
Als „Hungrigen Wolf“ ließ sich die Kolonie schließlich 1919 beim Amtsgericht registrieren, ein Gartenlokal komplettierte ab den Goldenen Zwanzigern das Vereinsleben.
Durch Weltkriegsbomben zerstört versorgte der Brunnen der Anlage nach Kriegsende den ausgebombten Kiez mit Trinkwasser. Mit dem Bau der Mauer rutschten die Gärten vollkommen ins Abseits. Dass Leitern im Grenzgebiet wegen Fluchtgefahrt ab sofort verboten waren, dürfte gerade für die Obsternte Einfallsreichtum erfordert haben.
Zum Glück ist das Geschichte. Heute blühen im Frühjahr nicht nur in „Bornholm“ die Kirschen sondern auch auf der Kirschbaumallee. Aus Freude über den Mauerfall und die Wiedervereinigung spendeten Bürger Japans in einer großzügig angelegten Spendenaktion japanische Zierkirschen entlang des Mauerweges.