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Schalom

Am 29. Juli 1945 wurde in der Synagoge in der Rykestraße das erste jüdische Brautpaar in Berlin getraut. Es war ein Zeichen des Neuanfangs und der Hoffnung.
Im Bezirk Prenzlauer Berg lebte um 1910 mit 19000 registrierten Einwohnern die drittgrößte jüdische Bevölkerung Berlins. Damit entstand eine vielfältige jüdische Infrastruktur mit Synagogen, Wohlfahrtseinrichtungen, Kinderheimen, Schulen, Vereinen und Geschäften.
Zwei Davidssterne am schmiedeeisernen Gitter schmücken die doppelte Tordurchfahrt zur größten, 1904 eingeweihten Synagoge Deutschlands. Die Gestaltung der im Stil der Neoromanik gebauten dreischiffigen Basilika, lehnt sich an märkische Backsteinkirchen an. Neben einem orthodoxen Geistlichen amtierten hier auch liberale Rabbiner. 1930 wurde erstmals eine Frau in den Gemeindevorstand gewählt – 1935, mit Regine Jonas, sogar die weltweit erste Rabbinerin ordiniert.
Im Vorderhaus befanden sich die III. Volksschule des »Jüdischen Schulvereins e.V.« und die VI. Religionsschule der Jüdischen Gemeinde mit etwa 500 Schülern. Nach 1933 verfolgte der »Jüdische Schulverein« das Ziel, Schüler auf die Auswanderung nach Palästina vorzubereiten. Lilli Henoch, die in der nähe von Riga ermordet wurde, seinerzeit berühmte Leichtathletin und Weltrekordhalterin, war bis zu deren Auflösung Sportlehrerin dieser Schule.