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Von Kapstadt nach Charlottenburg
Einen langen Weg haben sie hinter sich gehabt, als die ersten Pelargoniensamen in England eintrafen. 1632 blühten die Pflanzen nachweislich in einem dortigen Garten und waren so hübsch anzusehen, dass ihr Siegeszug quer durch Europa nur eine Frage der Zeit war. Ursprünglich beheimatet ist die farbenfrohe Blume bei Kapstadt in Südafrika und auf einem Schiff der Ostindienkompanie hat sie wahrscheinlich die Meere überquert. Am Ende des 18. Jahrhunderts handelte man schon mit mehr als 40 Sorten und bald war sie eine begehrte Pflanze in bürgerlichen Gärten und fürstlichen Orangerien, eignete sie sich doch hervorragend für Kübel und Töpfe.
In Brandenburg fand sie bald einen besonderen Liebhaber. Georg Steiner, 1774 in Potsdam geboren, war ein illegitimer Sohn Friedrich Wilhelms II., der die Mutter schnell mit einem seiner Hofgärtner verheiratete. Bei diesem Stiefvater lernte Georg das Handwerk von Grund auf, ihm wurde aber auch von seinem Vater, der ihn immer gefördert hatte, eine Ausbildung in Kassel ermöglicht, und dessen Nachfolger schickte ihn sogar nach England auf eine Bildungsreise. Nach seiner Rückkehr ernannte ihn dieser Friedrich Wilhelm III. mit erst 27 Jahren zum Nachfolger des bekannten Hofgärtners Johann August Eyserbeck. Steiner, der ein begeisterter Pflanzenjäger war, sammelte über die Jahre mehr als achttausend Topfpflanzen, darunter viele Pelargonien. Zum Glück für die Nachgeborenen hatte er 1804 einen Katalog dieser Schätze im Garten-Magazin des Weimarer Verlegers Bertuch veröffentlicht; die eigentliche Sammlung ist bis in unsere Tage verloren gegangen.
Erst nach einem Vortrag des Gartenhistorikers Clemens Alexander Wimmer kam im Jahr 2003 die Idee auf, die Pelargonien nach Charlottenburg zurückzuholen. Heute werden sie in der dortigen Schlossgärtnerei wieder gezogen und haben sogar ein Gewächshaus für sich allein. Dass viele sie immer noch mit Geranien verwechseln, darüber sieht die Gärtnerschaft freundlich hinweg. Immerhin gehören sie beide zur gleichen Familie.