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Artenübergreifendes Puzzle
Blau glasierte Ziegel und fantastische Tierreliefs bedecken die Fassade des Ischtar-Tores.
Das Fabelwesen Muschuschu mit dem gehörnten Kopf einer Schlange, den Vorderbeinen einer Raubkatze, den Hinterbeinen eines Raubvogels und dem mit einem Skorpionstachel bewehrten Schwanz war das Symboltier des Stadt- und Hauptgottes Marduk.
Wahrscheinlich ist die babylonische Tierhybride schlicht aus den bedrohlichsten Wesen zusammengesetzt, die in Mesopotamien damals bekannt waren – Löwe, Hornviper, Raubvogel und Skorpion -, um so gemeinsam mit dem mächtigen Stier des Wettergottes Adad die Feinde schon vor den Toren abzuschrecken. Die tiefblau glänzenden Ziegeltrümmer des Ischtar-Tores waren dem wilhelminischen Wissenschaftler Robert Koldewey bereits auf einer Erkundungsreise zu den Ruinen Babylons ins Auge gefallen. Während der Archäologe die Ausgrabungen am Euphrat leitete, schufen die Berliner Museen 1899 eine „Vorderasiatische Abteilung“. Ihre Hoffnung, sie mit den Schätzen des Zweistromlandes bestücken zu können, erfüllte sich.