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Wie ein Nordfranzose eine Burgunderprinzessin nach Meißen brachte
Es gibt wohl nur wenige, die – wenn sie den Chor des Meißner Doms betreten – nicht dem liebreizenden Lächeln der Kaiserin Adelheid verfallen. Gemeinsam mit ihrem etwas unglücklich blickenden Gemahl Kaiser Otto I. war sie Stifterin des Doms und steht mit ihm unter farbig gefassten Baldachinen hoch über dem Betrachter.
Besucher des Naumburger Doms werden eine große Ähnlichkeit mit der dortigen Stifterfigur der Reglindis erkennen und wirklich sehen wir in Meißen die letzte Arbeit des großen mittelalterlichen Bildhauers und Architekten, der unter dem Namen Naumburger Meister bekannt ist. Ausgebildet in den gotischen Kathedralhütten Nordfrankreichs schuf er etwas für die damalige Zeit Sensationelles: das individuelle, lebendige Abbild des Menschen in all seinen Ängsten, Verwerfungen und Freuden.
Möglicherweise hat er die Meißner Figuren nur konzipiert, die dann um 1260 von seiner Werktruppe ausgeführt wurden. Sein Stil ist aber so einzigartig, dass allein das Fassen des Gewandes, sei es durch Uta, Reglindis oder Adelheid, immer wiedererkannt wird.