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Die betrübte Sonne vom Theaterplatz
Ein bisher leider nicht saniertes Baudenkmal findet sich mit dem Gasthaus Zur Goldenen Sonne gleich neben dem Theater. Hier, wo sich zur Stadtgründung um 1200 noch der Elbhafen befand, stand später das Bischöfliche Brauhaus und noch später ein größerer Gebäudekomplex, von dem sich nur dieser 1561 errichtete Renaissancebau erhalten hat.
Berühmt im ganzen Umland wurde er, als die Besitzer in der Mitte des 19. Jahrhunderts den angrenzenden Gebäudeteil umbauten und Die Sonne zum ersten Meißner Gasthof mit Saalbetrieb machten. Hier lud man zum Tanztee, ging zum Billard oder besuchte die Asphalt(!)-Kegelbahn. Um die Jahrhundertwende schließlich, als es im kleinen Meißen mehr als 300 Kneipen gegeben haben soll, besaß Die Sonne das größte Balletablissement der Stadt, in dem ab 1918 auch Filme gezeigt wurden.
Nachdem es lange Zeit ausschließlich als Kino genutzt wurde, steht das Haus unter dem roten Walmdach seit 1991 leer. Im Inneren des Renaissanceteils sollen sich schön profilierte Holzbalkendecken erhalten haben, wie auch viele Details mit Wandschränken, Nischen und Konsolen. Die Haustafel mit der glänzenden goldenen Sonne schließt mit den Worten „DOMINUS PROTECTIO MEA“, der Herr ist mein Schutz. Ein Wunsch, dem der Betrachter sich anschließen möchte.