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Von weißer Erde zum weißen Gold

Als im Jahr 1710 die Manufaktur auf der Meißner Albrechtsburg gegründet wurde, begann der Siegeszug des ersten europäischen Porzellans, das dem begehrten chinesischen Luxusprodukt vergleichbar war.
Entstanden war es in Sachsen eher durch Zufall, nachdem der Alchemist Johann Friedrich Böttger dem finanziell stets klammen August dem Starken das versprochene Gold nicht herbeiexperimentieren konnte. Er entging dem angedrohten Todesurteil, als er mit Hilfe des Naturforschers und Gelehrten Ehrenfried Walther von Tschirnhaus die Rezeptur und Herstellung des ersten Hartporzellans außerhalb Ostasiens entwickelte. Mit diesem weißen Gold konnte der porzellanverrückte König später sowohl seine Schränke als auch die leere Staatskasse füllen.
Rohstoff für Porzellan ist Kaolin, eine weiße Tonerde. Die in Meißen verwendete, die von außergewöhnlicher Reinheit ist, wird von zwei Grubenarbeitern im kleinsten Bergwerk Deutschlands in Seilitz, unweit der Stadt, gefördert. Dabei geht der heute gebräuchliche Name auf das chinesische Gaoling zurück, wo es zuerst gefunden wurde. Bereits vor 1.500 Jahren beherrschten die Chinesen die Porzellanherstellung; Marco Polo war einer der ersten, der die damals unbezahlbaren Kostbarkeiten nach Europa brachte. Aber erst mit dem Meißner Porzellan begann hier sein wahrer Triumph.