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Von Hausnamen und Hauszeichen
Straßennamen und Hausnummern sind uns so vertraut, dass man gar nicht darüber nachdenkt, was man ohne sie machen würde. Gab es Straßennamen schon im hohen Mittelalter, stellt man mit Erstaunen fest, dass erste Häuser, wie die der Augsburger Fuggerei, erst im 16. Jahrhundert eine Zahl erhielten, die europaweite Einführung der Nummerierung als Norm aber noch bis Mitte des 18. Jahrhunderts auf sich warten ließ.
Natürlich waren Häuser auch in früherer Zeit gekennzeichnet, stellten sie doch einen bedeutenden Besitz dar und erleichterten die Orientierung vor allem in der Stadt. Man nutzte dazu sogenannte Hausmarken, einfache grafische Zeichen, denen der Baumeister ähnlich. Sie wurden in die Häuser geritzt, markierten aber auch anderes Eigentum. Das war praktisch, denn lesen konnten damals die wenigsten.
An ihre Stelle traten später Hauszeichen, mehr oder weniger elaboriert gearbeitet und meist über der Haustür oder dem Portal angebracht: eine goldene Sonne, ein weißer Adler oder andere einprägsame Objekte, die immer öfter auch die Tätigkeit des Inhabers anzeigten und dem Haus ihren Namen gaben. Am häufigsten findet man sie heute an alten Gasthäusern, die immer noch Zur Roten Gans oder Zum Blauen Hecht heißen.
Wurde ein baufälliges Haus abgebrochen, schmückte den Folgebau oft das bewahrte Hauszeichen; andere sind Neuschöpfungen, die auf den alten Namen des Gebäudes verweisen. Das hier abgebildete Zeichen gehört zum Thüringer Hof, Leipzigs ältester Biergaststätte, und zeigt die Zeichen der Brauerinnung in einem sechseckigen Stern, der aus zwei übereinander liegenden Dreiecken gebildet ist.