16

16

Rund um die Mädler-Passage

Auerbachs Keller kennt jedermann, zumindest wer schon einmal den Faust gelesen hat. Dass am Ursprung der Sache ein Zeitgenosse Luthers und Rektor der Leipziger Universität steht, nimmt man freundlich zur Kenntnis, wundert sich aber doch, dass der Mann die Zeit fand, einen Weinausschank zu eröffnen. Ein bisschen anders war es allerdings schon.
Heinrich Stromer kam 1497 zum Studium der Medizin nach Leipzig, nach elf Jahren war er bereits Rektor, wenig später Professor und bis an den Kaiserhof bekannt; nach seinem Geburtsort in der Oberpfalz nannte man ihn den Doktor Auerbach. Von seinem Schwiegervater kaufte er einen Hof in der Grimmaischen Straße und ein paar andere Häuser hinzu und ließ einen Handelshof errichten, der für lange Zeit einer der bedeutendsten in Leipzig war. Unter dem alten Hof hatte es schon vordem Gewölbe mit Weinausschank gegeben, die der Doktor ausbauen ließ: Auerbachs Hof und Keller waren geboren und wurden sehr frequentiert, mit den literarisch berühmten Folgen.

Als um 1900 viele alte Höfe in der Innenstadt abgerissen und mit großen Messepalästen überbaut wurden, erwarb Kommerzienrat Anton Mädler, dem auch eine Fabrik für Täschnerwaren gehörte, den ganzen Komplex. Seine Umbaupläne riefen weltweit die Liebhaber von Auerbachs Keller auf den Plan, Mädler hatte ein Einsehen und die berühmte Restauration blieb erhalten, ja wurde sogar vergrößert. Nach Fertigstellung eröffnete die neue Handelspassage passenderweise als Messehaus für Lederwaren, Weine und Porzellane; auch die Verantwortlichen der DDR änderten daran nichts. Heute gilt die Mädlerpassage als die größte und schönste der Stadt, ein Kleinod, das vergleichbaren Häusern in Brüssel oder Mailand in nichts nachsteht. Neben vielen bemerkenswerten architektonischen Details ziert sie ein ganz besonderes Schmuckstück: ein 24-teiliges Glockenspiel aus Meißner Porzellan, Geschenk der Elbestadt seit den 60er Jahren, das mehrmals am Tag verschiedene Stücke erklingen lässt.