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Ein Prestigeprojekt mit Stil
Das von Langhans entworfene Opernhaus am Augustusplatz lag nach dem Krieg in Trümmern. Ob Walter Ulbricht als gebürtiger Leipziger und sozialistischer Städteplaner vom Dienst den Verlust persönlich nahm, kann man vermuten; dennoch ging es für die Stadt, trotz vieler Fährnisse, gut aus.
Zwar drehte man mehrere Wettbewerbsrunden und verschwendete Jahre mit einem Projekt, das an den Neoklassizismus des Bolschoi Theaters erinnerte; doch die Pläne wurden zu kompliziert, die Kosten zu hoch und der pompöse Stil im Umbruch der Nach-Stalin-Zeit obsolet.
Die neu berufenen Architekten Nierade und Hemmerling dachten um und es entstand ein streng anmutender, repräsentativer Bau, in dem sich Anklänge an die klassizistische Vergangenheit mit der Moderne verbanden.
Wie gewohnt mischte sich der Staatsratsvorsitzende in alle Entscheidungen ein, aber er genehmigte auch den kostspieligen Innenausbau: wertvolle Hölzer, handgefertigte Kacheln aus Meißner Porzellan, selbst die mit Blattgold bedeckten Wände im Treppenhaus wurden abgenickt und renommierte Künstler für sparsam eingesetzte Schmuckelemente engagiert.
Besonders extravagant, neben den umwerfenden Kassettendecken in Foyer und Saal, wirken heute noch die Lampen, Lüster und Leuchter, die in verschiedenen Varianten von Knospen, Dolden und Blüten den Besucher durch Flure und Foyers begleiten.
Ein bemerkenswertes Haus, das sich die DDR die damals gewaltige Summe von fast 45 Millionen Mark hatte kosten lassen. Als Ulbricht nach der Eröffnung im Oktober 1960 die Oper verließ, soll sein Blick auf die Paulinerkirche und der Satz, „wenn ich aus der Oper komme, will ich keine Kirche sehen“, gefallen sein. Auch dieses Vorhaben setzte er später durch.