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Königliche Küchenkarawane
Tafelzier und Tischkultur an fürstlichen Höfen wurden im Barock immer anspruchsvoller. Aßen der Burgherr und seine Gäste im Spätmittelalter oft noch von Unterlagen aus gebackenem Brotteig, wollte der höfische Gastgeber im 18. Jahrhundert glänzen und überwältigen, mit kostbarem Geschirr aus Silber und Porzellan, Schaugerichten aus Zuckermasse und Marzipan und einer schier unübersehbaren Abfolge von Gängen und Speisen. Das brachte einen Fürstenhaushalt regelmäßig in organisatorische Bedrängnis, denn natürlich waren viele Schlösser nicht mit allen notwendigen Utensilien ausgestattet.
So zog denn regelmäßig eine Küchenkarawane aus Dresden nach Pillnitz, Moritzburg oder Großsedlitz. Sorgsam verpackt gingen Kupferkessel, Töpfe und Schüsseln, aber auch kostbares Porzellan oder Silbergeschirr auf die Reise. Das berühmte Augsburger Service aus vergoldetem Silber umfasste neben Tellern und Besteck zierliche Lerchenspießchen, Zitronendrücker, Salzfässchen und Brotteller mit Eierschälchen. Aber auch das vielköpfige Küchenpersonal, vom französischen Hofkoch bis zu den für das Putzen und Spülen verantwortlichen Angestellten der Silberkammer, machte sich auf den Weg. Über die unterwegs zu Bruch gegangenen Preziosen erzählen wohl nur noch die königlichen Rechnungsbücher.