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Orangengold und Zitrusglück
Seit der Renaissance verbreitete sich in Europa die Lust an exotischen Gärten mit subtropischen Pflanzen wie Feigen, Myrten, Zitronen- und Orangenbäumen. Auch der Dresdner Hof hatte bereits um 1590 einen „Churfürstlichen Pommeranzen Garten“. Das wahre Orangenfieber brach reichlich hundert Jahre später aus und befiel, wie kann es anders sein, auch den in fast allen Dingen manisch-begeisterten August den Starken. Ging es um die herrschaftlich goldenen Früchte, kleckerte er nicht, er ließ klotzen. Die Kosten aller unter seiner Herrschaft gekauften Orangenbäume sollen den Wert des berühmten Grünen Diamanten um das Anderthalbfache übertroffen haben. Und so schmückten vorrangig Pomeranzen genannte Bitterorangen, aber auch Zitronenbäume die Gärten von Pillnitz, Großsedlitz und den Zwinger, der ursprünglich als eine riesige königliche Orangerie geplant war.
Im Sommer ließen die in Kübel gepflanzten Kostbarkeiten sich recht einfach pflegen, im damals weitaus frostreicheren Winter benötigten sie aber eine geschützte Unterbringung. Wieder einmal wurde Versailles zum Vorbild. Nicht nur gab es dort bereits Mitte des 17. Jahrhunderts ein großes Pflanzenhaus; André Le Nôtre, berühmter Landschafts- und Gartenarchitekt Ludwigs XIV., erfand einen Kübel-Transportwagen, der das Bewegen der Pflanzen erleichterte. Um die Transporte der tausenden, oft bis zu zwei Meter hohen empfindlichen Pflanzen in die Winterquartiere musste man, vor allem in der damaligen Zeit, keinen Gärtner beneiden.