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Von Schiffspech und Pechvögeln
Wie schlimm es die faule Marie traf, weiß jedes Kind. Dass flüssiges Pech so fest wird, dass es nicht mit Auskämmen getan war, vielleicht aber nicht. Schon die Jäger der Altsteinzeit nutzten diesen leicht herzustellenden, gut handhabbaren Kunststoff zur Befestigung ihrer Pfeilspitzen. Bis ins 19. Jahrhundert war er als Nebenprodukt der Teerherstellung begehrt für alle Arten von Abdichtung und Imprägnierung, wurde aber auch als Pechpflaster, Fackelkopf oder Schusterpech verwendet. Man fing Vögel mit Pechruten und pries einst sogar eine ominöse Mischung aus Pech und Rosenhonig als Mittel gegen die Pest.
Noch bis ins 19. Jahrhundert benötigten Böttcher das Pech zum Auspichen der Fässer und so besaßen Güter, die selbst in großem Maßstab Bier brauten und genügend Holz zur Verfügung hatten, auch oft eine Pechhütte mit einem Ofen. Auf dem Gut Großsedlitz gab es seit 1721 eine Brauerei, eine dazugehörige Pechhütte wurde erstmals 1834 aktenkundig. Nur zehn Jahre später brannten sowohl die Brauereigebäude als auch die nahebei gelegene Sarische Mühle ab. Von der Mühle blieb das Wasserrad, von der Pechhütte das wieder aufgebaute Haus und der Name, den heute auch der ortsansässige Kunstverein trägt.