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Der sächsische Sonnenkönig

An einem Junitag des Jahres 1687 öffneten sich die Tore von Versailles einem hochaufgeschossenen Siebzehnjährigen, der gerade seine Kavalierstour absolvierte. Von Pracht, Schönheit und Reichtum am Hofe Ludwigs XIV. überwältigt, verfiel er einer Amour fou, die ein Leben lang hielt. Friedrich August, genannt der Starke, Zweitgeborener des sächsischen Kurfürsten Johann Georg III., konnte nach dem frühen Tod des älteren Bruders seinem großen Vorbild nacheifern: sammeln, vor allem kostbares Porzellan und schöne Frauen, sich schmücken, mit französischen Seidenroben und kostbaren Edelsteingarnituren, und vor allen anderen Dingen bauen, auch wenn ihm oft das Geld ausging.

Gern übernahm er Schlösser und Anlagen, die ihm die Besitzer mehr oder weniger freiwillig überließen: das Holländische Palais und Schloss Übigau verkaufte ihm der sehr geschäftstüchtige Heinrich Graf Flemming, während er seinem Kabinettsminister Christoph August von Wackerbarth das Gut Großsedlitz mehr oder weniger abpresste. Bei der Umgestaltung ließ sich der Schüler Wolf Caspar von Klengels nichts vormachen, vielmehr gingen seine Vorschläge durchaus in die Planung ein, wovon viele handschriftliche Skizzen des bauwütigen Wettiners heute noch zeugen.