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Saatkörner auf dem Acker Gottes

In ganz Herrnhut findet man gestutzte Bäume, die ortsfremde Besucher gern für Weiden halten. Tatsächlich aber handelt es sich um Linden. Die Linde, der tschechische Nationalbaum, gilt als ein Symbol für Gerechtigkeit, Liebe, Frieden, Heimat und ist Platz der Gemeinschaft. So erinnert der Baum die böhmischen Glaubensflüchtlinge an die verlassene Heimat.
Besonders beeindruckt die 1742 gepflanzte, beschnittene Lindenallee, auf der man zum Gottesacker gelangt, dem Herrnhuter Friedhof. Dort ist neben Gras und Efeu nur die Linde als Pflanze zugelassen. Über dem Eingang zum Friedhof ist zu lesen „Christus ist auferstanden von den Toten. Er ist der Erstling worden unter denen die da schlafen“. Für die Herrnhuter stellt der Tod kein Angst einflößendes Ereignis dar, sondern ein Heimgehen mit Freude auf Gott; bis heute werden die Verstorbenen deshalb in weißen Särgen bestattet. Da im Tode und vor Gott alle Menschen gleich sind, liegen die einheitlichen Grabplatten zu ebener Erde. Brüder und Schwestern ruhen dabei in getrennten Grabfeldern.